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eines alten Tempels dieses Aquarell: den Wageberg mit dem zersplitterten Balken unter den Zacken des äußersten Schneegebirges. Hier ist die Schale der dreigipfligen Wage, hier horsteten die hindurchgeschrittenen Seelen, und dort hinten in der Schlucht strömt der kristallne Inhalt der erhöhten Schale, das grüne tiefgehende Eis, dessen Herrlichkeit wohl niemand mit Füßen durchwandern kann. Ja, dies ist die Erde, wie sie aus dem Geiste des schöpferischen, seiner Hände beraubten Meisters hervorgegangen ist. Hier springt das Wasser aus dem Gletscher, dort ist das Grab des Vereinigers von Schatten und Sein, hier in dem Grund sind alle Blöcke mit den Tafeln der bunten Begebnisse, die eine jede aus einem andern Gemüt einen verwandten Sieg verkünden. Wohl, es geschieht, großes Wesen, Menschgott, nach deinem Worte: Fläche und Tiefe sind nicht zweierlei. Das Bild fällt in den Spiegel und kommt aus dem Innern so wie sein Urbild. Das Geschriebne und das kühn Erdachte sind beständiger als ihr Stoff, der von ihnen bedeckt schien. Indessen, wie soll ich mir die kahlen, götterlosen Plätze, wie diese Ruinen einer alten Schaustätte deuten? Ich wünschte es, sie in meinen Gedanken mit den großen mönchischen Vögeln zu bevölkern, die hier die Seele des Meisters und Falken in der Luft losschälten. Hier saßen sie vielleicht schon zu so vielen erhabnen Welttragödien auf der Urstufe, und ehe die Jahrhunderte diese Bänke zerbrechen konnten,

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Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/50&oldid=- (Version vom 15.9.2022)