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nur von seines Eigners gelbem Wachsfaden. In diesem Gefängnis traten vor den Schatten nur drei starke Mauerpfeiler heraus, durch eingeschobne Säulen gegliedert; von ihnen schwang sich in die Turmeshöhlung das dreifache spitze Gewölbe hinauf. An jene Steine, wo die Pfeiler glotzten, fesselte der Magier, ein starker und auf Ringplätzen geschulter Mann, auch heute seine Geknechteten.

„Wer diese Schatten“, also sprach Platon bei sich, „hier aneinander gedrängt in meiner Obhut sähe, wie sie alle der Schlag der Stunde nach meinem Gesetze herauf vor meinen Willen zwingt; hätte dann dieser Fremdling niemals im Lichte meine Mägde gesehn mit ihrem weißen Strahl, meinem blinden Mühlknecht: dürfte er nicht weislich behaupten, das Werk der Stunden gehöre den Schatten an? Ganz ähnlich ist mir, der ich in solcher Höhlung stecke, der Gang der ewigen Götter ungewiß. Auch nicht der Syrer, nicht der Ägyptier und nicht jener rätselhafteste und ganz verschlossene meiner Sklaven haben mir ihn bisher in flachen Träumen zu zeigen vermocht. Doch da heute schon mein äußeres Werk beschädigt ist, will ich eilen. Ich weihe mich dem Unbekannten.“

Nach dieser Erwägung schritt der Magus, immer mit der Hand seinen Kopfbund wahrend, auf den ersten der gefangenen Könige zu. Der schlummerte wie ein unglücklicher Jüngling, unruhig, von treulosen Bildern verfolgt, und Platon löste ihm das Hinterhaupt aus dem Zwang seines gebeugten Ellbogens;

Empfohlene Zitierweise:
Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/91&oldid=- (Version vom 15.9.2022)