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er 1717 vom Grafen Flemming das sogenannte Holländische Palais (jetzt das Japanische Palais) kaufte, das der Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann zwei Jahre vorher für Flemming erbaut hatte. Alsbald stellte er für den weiteren Aufbau der Neustadt im Anschluß an den Klengelschen einen neuen Lageplan und dazu eine Bauordnung auf, durch welche ein ganz neues und zwar italienisch-französisches Kunstempfinden für Dresdens Stadtbild maßgebend wurde. Regelmäßigkeit, Symmetrie, Geradlinigkeit, weite Sichten, feste Blickpunkte, Harmonie und wohlberechnete Steigerung, das waren die maßgebenden Gesichtspunkte für die neue Stadtanlage.

Zunächst wurden die Befestigungen nach den Plänen Longuelunes erweitert und verstärkt und das Weiße Tor (das spätere Leipziger Tor am Kaiser Wilhelmplatz) umgebaut. Dann aber wurden drei feste Punkte aufgestellt: das Holländische Palais, das Schwarze Tor (am heutigen Albertplatz) und das Pyramidengebäude (jetzt Blockhaus). Vom Schwarzen Tor aus wurde 1722 in schnurgerader Linie die Königstraße nach dem Holländischen Palais zu angelegt, so daß die mittlere Vorlage genau in der Mittellinie der Straße liegt, und ebenso wurde vom Schwarzen Tor aus der volle Blick nach dem Pyramidengebäude freigelegt. Denn sonderbarerweise hatte man die Dreikönigskirche nach dem Brande wieder mitten in die Hauptstraße gestellt. August der Starke ließ sie 1732 abbrechen und an ihrer jetzigen Stelle in stattlicherer Gestalt wieder aufbauen, den Kirchhof aber hinaus nach den Scheunen verlegen.

An der Hauptstraße standen um diese Zeit schon zu viele Gebäude, als daß hier eine besondere Bauordnung die Geschoßhöhe usw. hätte bestimmen können. Die Königstraße aber setzte der Kurfürst in bestimmte Beziehung zum Japanischen Palais. Jeder Bauherr sollte sich streng an die Fluchtlinie halten und alle Häuser und Stockwerke sollten gleich hoch sein, jedes Haus durfte nur Erdgeschoß, Hauptgeschoß und Halbgeschoß haben, „damit das Palais vor allen dominiere“. In ähnlicher Weise bestimmte übrigens die Bauordnung für Dresdens Vorstädte im Jahre 1736, daß bei Neubauten die Straßenkrümmungen nach Möglichkeit ausgeglichen und gerade Straßen angelegt werden sollten. Entsprechend der Breite der Straßen und Plätze waren drei verschiedene Häuserhöhen

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/118&oldid=- (Version vom 14.1.2023)