Seite:Paul Schumann - Dresden.pdf/151

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aus Nürnberg, Augsburg und noch weiter her. Doch konnten wir schon auf die Leistungen der Dresdner Plattner im 16. Jahrhundert verweisen und auch das sogenannte Positiv von Christoph Walther II. 1584 im historischen Museum, ein überaus reiches Schreibpult mit Orgel im Renaissancestil, zeugt von bedeutendem Können des ausführenden Tischlers. Aus dem Jahre 1615 aber stammt der 3 1/2m hohe Kunstschrein des Dresdner Tischlers Hans Schifferstein von Ebenholz mit trefflicher, eingelegter Arbeit aus Elfenbein und verschiedenen Hölzern; der Schrank enthält nicht weniger als 120 Schubkästen und Fächer und kostete 3000 meißnische Gulden. Ein zweiter Kunstschrein von demselben Meister ist nicht so reich wie dieser, aber ebenso vortrefflich gearbeitet.

Auch die Goldschmiedekunst hatte in Dresden, vom Hofe dauernd gefördert, seit zwei Jahrhunderten einige tüchtige Vertreter. Schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts besaß der kurfürstliche Hof eine Silberkammer, von deren reichem Inhalt – meist ausländischen Erzeugnissen – uns die Inventare unterrichten. Im 16. Jahrhundert, als die Renaissance in Dresden ihren Einzug hielt, führte der erhöhte Hofglanz namentlich unter Kurfürst August auch für Juweliere, Goldarbeiter und Silberschmiede ergiebigere Zeiten herbei. „Die Fürsten beschenkten einander häufiger mit Erzeugnissen der Kleinkunst, mit edlen Rossen, kostbaren Stallgeschirren, Geräten zu Kampf- und Ritterspielen. Es war auch nach und nach an den anderen Höfen Sitte geworden, daß die Gesandten, Neuvermählten, Gevatterschaften, sowie Widmungen von Schriften mit Verehrungen von Schmucksachen, Ketten mit Bildnissen, vergoldetem und silbernem Geschirr vergnügt wurden, für welche Fälle fortwährend in der fürstlichen Schatzkammer auf Vorrat gehalten werden mußte.“ Daher wurden die Gold- und Silberschmiede vom Hofe fleißig in Nahrung gehalten. Aus dieser Zeit stammt der älteste Teller der kgl. Hofsilberkammer in Dresden, eine silberne, leider zerbrochene Schüssel (Küchenteller) mit der Jahreszahl 1561 und mit den vier Wappen der Kur Sachsen, des Herzogtums Sachsen, des Markgrafentums Meißen und der Grafschaft Landsberg. Sie wurde 1856 in der Gegend bei Torgau im Erdboden gefunden.

Mehr noch als Kurfürst August ließen seine Nachfolger, die prachtliebenden Christian I. und II. in Dresdner Werkstätten goldene

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/151&oldid=- (Version vom 14.2.2023)