Seite:Paul Schumann - Dresden.pdf/152

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und silberne Gefäße, Geräte und Schmuckstücke herstellen. Die bedeutendsten Künstler dieser Zeit waren Johann oder Hans und Daniel Kellerthaler. Hans Kellerthaler fertigte im Jahre 1585 den gefällig aufgebauten Schmuckschrank der Kurfürstin Sophie von Sachsen, der in der Kunstkammer des Historischen Museums aufbewahrt wird. Er hat die Form eines Tafelaufsatzes aus Ebenholz mit reicher Silberbekleidung und teilweise vergoldeten Figuren, gekrönt von der triumphierenden Wahrheit. Von Daniel Kellerthaler stammt das kostbare Taufbecken des königlichen Hauses im Grünen Gewölbe nebst Gießer aus den Jahren 1613 – 17, auch ein nicht minder prächtiges Rosenwasserbecken nebst Gießer aus dem Jahre 1629 u. a. m., beide für Johann Georg I. angefertigt. Im weiteren Verlaufe des 17. Jahrhunderts geht der Geschmack der Dresdner Goldschmiedekunst mehr und mehr zurück. Was aus der Zeit erhalten blieb, ist derb und plump. Unter Johann Georg III. hält, von seiner feingebildeten Gemahlin Anna Sophia von Dänemark begünstigt, die französische Mode am Dresdner Hofe ihren Einzug. Französische Tänze werden eingeführt, Möbel werden aus Paris bezogen. In jeder Richtung macht sich mehr und mehr der Zug zum Luxus und zur Entfaltung von Pracht jeder Art geltend. Er erreicht seinen Höhepunkt unter August dem Starken, der auf seiner Kavaliertour 1687 und 1688 in Versailles die Pracht des französischen Hofes kennen gelernt und den Wunsch mitgenommen hatte, es dereinst am heimischen Hofe dem französischen Vorbilde gleichzutun. Wie sehr ihn die Pracht von Versailles gefesselt hat, zeigt ein interessanter Briefwechsel zwischen ihm und dem Grafen Wackerbarth aus dem Jahre 1718, worin August darauf besteht, einige Gemächer im Schlosse im Stil Louis XIV. auszustatten, während Wackerbarth ihm begreiflich macht, es sei unmöglich, nach dreißig Jahren noch die Mode von 1687 nachzuahmen, die inzwischen längst einer neuen Platz gemacht habe. Sicher ist, daß der Ehrgeiz, die Prachtliebe und der ausgezeichnete künstlerische Geschmack Augusts des Starken dem Dresdner Kunstgewerbe einen ungeheuren Aufschwung brachte. Vor allen Dingen der Goldschmiedekunst.

JOHANN MELCHIOR DINGLINGER.

Der hervorragendste unter allen Kunsthandwerkern, die August beschäftigte, war der Goldschmied Johann Melchior Dinglinger. Nicht mit

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/152&oldid=- (Version vom 14.2.2023)