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Stücke von Augsburger Goldschmieden bezogen. Aus der Flut von Anschaffungen der damaligen Zeit, die der Hofsilberkammer Dutzende von Girandolen, Gueridons, Servicen, Schwenkkesseln usw. zuführte, stammt z. B. das prächtige silberne, doppelt matt vergoldete Service, dessen Stücke größtenteils die Jahreszahl 1718 an sich tragen. Weiter hierauf einzugehen verbietet der Raum.

TEPPICHWEBEREI UND GLASFABRIKATION.

Auch die Teppichweberei und die Glasfabrikation suchte August der Starke in Dresden zu heben. Schon im 16. Jahrhundert bildeten die Tapisserien, die gewirkten Teppiche niederländischer und auch Dresdner Arbeit einen ansehnlichen Teil der kurfürstlichen Kammer. Bei feierlichen Gelegenheiten wurden sie in den Gemächern und in der Schloßkirche aufgehängt. Reste davon sind die sechs altniederländischen Teppiche in der Kgl. Gemäldegalerie. Viele andere von diesen kostbaren alten Teppichen sind durch den Schloßbrand 1701 vernichtet worden. Schon Herzog Moritz hatte 1542 einen niederländischen Teppichmacher an seinem Hofe; Johann Georg I. nahm 1637 zur Ausschmückung des Riesensaales den Tapetenwirker Johann Schubert von Hessen in seine Dienste. König August II. aber errichtete 1714 in der Pirnaischen Vorstadt eine eigene Werkstatt für Tapetenweberei; als Wirker wurde der Franzose Pierre Mercier angestellt, die Patronen lieferte anfangs der französische Maler Louis Silvestre, später du Buisson und Mogk. Zwei von diesen prächtigen Gobelins, die noch im Kgl. Schloß zu Dresden hängen, zeugen von dem hohen Können Merciers. Das eine stellt in allegorischer Auffassung den Abschied des Kurprinzen von seinem Vater August dem Starken dar, das andere seine Vorstellung am Hofe zu Versailles durch die Prinzessin Elisabeth Charlotte. Auch die beiden Gemälde von Louis Silvestre, nach denen die Gobelins gewebt wurden, sind noch im Schlosse vorhanden. Ein Werk Merciers war vermutlich auch das große Bild von gewirktem Samt Christus am Kreuz zwischen den Schächern, das den Hauptaltar der Kapelle im Prinzenpalais schmückte. Diese Kapelle wurde infolge der Vermählung des Kurprinzen errichtet; der Rahmen des später durch ein Ölgemälde von Peschel ersetzten Bildes ist von massivem Silber und mit den Marterwerkzeugen Christi ausgestattet. Die kostspielige Teppichweberei ging zu Beginn des Siebenjährigen Krieges wieder ein. Nicht viel besser war das

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/156&oldid=- (Version vom 15.2.2023)