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stand der Hofbaumeister v. Wolfframsdorf, der das schon erwähnte Orangeriegebäude in der Herzogin Garten und 1842 das jetzt noch stehende Belvedere auf der Brühischen Terrasse an Stelle des wieder abgebrochenen von Schuricht errichtete. Auch das reizende Café reale auf der Terrasse, wo der Konditor Ercole Torniamenti die vornehme Welt Dresdens, Künstler und Literaten um seine Leckerbissen versammelte, war eine Schöpfung Wolfframsdorfs. Ferner schufen in Dresden die beiden Bildhauer Ernst Rietschel (1804 61) und Ernst Hähnel (1811 91), die die Stadt mit ihren monumentalen Werken erfüllten, ferner von älteren Malern Ludwig Richter, Caspar David Friedrich und der Norweger Dahl, von jüngeren Bendemann und Hübner, die aus Düsseldorf nach Dresden gekommen waren und hier den Düsseldorfer Kunstgeist heimisch zu machen suchten, zugleich Schnorr v. Carolsfeld, der des Cornelius Kartonkunst von München nach Dresden brachte, so daß ein heftiger, manchmmal allerdings recht unerfreulicher Wettstreit zwischen den beiden Kunstanschauungen entstand. Auch Literatur, Musik und Theater hatten glänzende Vertreter aufzuweisen. 1832 wurde die italienische Oper aufgelöst, die deutsche Oper (unter Weber 1817–1826 und) unter Reißiger erlangte mit Wilhelmine Schröder-Devrient, Joseph Tichatschek u. a. eine glanzvolle Stellung, zumal als Richard Wagner mit Rienzi und Lohengrin und mit der Aufführung der neunten Sinfonie Beethovens in Dresden seine ruhmreiche Laufbahn begann. Mit Emil Devrient und Marie Beyer erwarb auch das Schauspiel Kräfte ersten Ranges, und auf dem Gebiete der Literatur traten Karl Gutzkow und Gustav Freytag, Berthold Auerbach und Julius Hammer hervor. Denken wir endlich daran, daß damals in Dresden auch der von fortschrittlichem Idealismus erfüllte Philologe Köchly, der Pädagoge Friedrich Fröbel, der gelehrte kunstsinnige Hofleibarzt Carus, die Kunsthistoriker V. Rumohr und J. G. v. Quandt wirkten, so haben wir eine glänzende Geistesgesellschaft beisammen, der keine andere deutsche Stadt etwas Ebenbürtiges an die Seite zu stellen hatte. Leider mußten die beiden hervorragendsten Männer dieses Kreises Semper und Wagner im Jahre 1849 nach der Revolution Dresden flüchtend verlassen. Auch trat dann wieder im baulichen Schaffen ein Stillstand ein, der sich auch auf die Plastik und auf die Monumentalmalerei erstreckte.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/255&oldid=- (Version vom 9.3.2023)