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Altmeißner Figuren in Rokokostil und andere Werke der Kleinkunst zuführte. Freilich bleiben noch mancherlei Wünsche übrig und sie zu erfüllen ist um so schwieriger, weil das Altmeißner Porzellan ganz ungemein im Preise gestiegen ist.

Auch das Porzellanmuseum ist ganz auf Grund der neueren wissenschaftlichen Anschauungen in den Jahren 1900–02 neu aufgestellt worden, und zwar das Meißner Porzellan in geschichtlicher Folge, das chinesische und das japanische Porzellan nach den Techniken. Das Verdienst dieser Aufstellung, durch die das Museum übersichtlicher geworden und viele hervorragende Werke besser zur Geltung gekommen sind, kommt Dr. Ernst Zimmermann zu, dessen Werk über die Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans auch die Ansichten über Friedrich Böttcher und sein Verdienst auf neue Grundlagen gestellt hat.

ALTERTUMSMUSEUM.

Auch das Museum des Kgl. Sächsischen Altertumsvereins hat mancherlei Fortschritte zu verzeichnen. Seine künstlerische Bedeutung liegt vor allem in den reichen Beständen vaterländischer Plastik des Mittelalters. In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens, als diese Werke, teils wegen ihres katholischen Gepräges, teils weil man sie in unbegreiflicher Weise mißachtete, vielfach aus den sächsischen Kirchen entfernt wurden, bot ihnen das Dresdner Altertumsmuseum eine sichere Unterkunft, wo sie erhalten und sachgemäß gepflegt wurden. Neuerdings ist mit besserer Erkenntnis eine rückläufige Bewegung eingetreten; soweit die Werke nur gegen Vorbehalt eingeliefert worden sind, wird gegen die Rückforderung nichts einzuwenden sein, namentlich nicht, wenn die Kunstwerke wieder an ihrem ursprünglichen Aufstellungsorte aufgestellt werden sollen. Gegen die Aufstellung in kleineren Provinzialmuseen liegen allerdings nicht selten schwere Bedenken vor, denn es fehlt dort oft an genügender Aufsicht, immer aber an Sachkenntnis in der pfleglichen Behandlung alter Kunstwerke. Unterbringung von alten Kunstwerken in kleinstädtischen oder gar dörflichen Museen bedeutet oft nichts anderes als ihren sicheren Untergang.

Das Altertumsmuseum erhielt vor allem dadurch mehr Raum, daß das Rietschel-Museum 1889 aus dem Palais des Großen Gartens in das Albertinum übersiedelte. Die Sammlung konnte sich infolgedessen im Obergeschoß ausbreiten und wurde durch Oberst Thierbach

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/336&oldid=- (Version vom 17.3.2023)