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Café Torniamenti dem unglücklichen Akademiebau auf der Terrasse 1885–94 zum Opfer, so daß die akademischen Ausstellungen für eine Reihe von Jahren ausfielen. Inzwischen veranstaltete die Dresdner Kunstgenossenschaft in der Aula der Technischen Hochschule die drei internationalen Ausstellungen von Aquarellen, Pastellgemälden, Radierungen und Handzeichnungen, die das Dresdner Kunstleben mehr gefördert haben als die akademischen Ausstellungen. Auch die Dresdner Kunsthandlungen griffen damals lebhaft in das Dresdner Kunstleben ein. Bei Theodor Lichtenberg im Victoriahause sahen wir zuerst Max Klingers Brahms-Phantasie, die Blaue Stunde und die Kreuzigung Christi, auch hervorragende Gemälde von Fritz v. Uhde, Bilder von Munch, kurz zahlreiche Kunstwerke, die damals Aufsehen, auch wohl ehrliche Entrüstung erregten. Die Ernst Arnoldsche Hof-Kunsthandlung, die sich schon seit Ludwig Richters Jugendjahren um die Förderung des Dresdner Kunstlebens verdient gemacht hat, verbündete sich für einige Jahre mit der Münchner Sezession und gab dadurch neue willkommene Anregungen. Sogar der Sächsische Kunstverein, der damals nicht sehr fortschrittlich gesinnt war, gab doch ausnahmsweise auch einmal neuen Anschauungen Raum, indem er eine kleine Sonderausstellung von Gemälden Gotthardt Kühls veranstaltete, die großes Aufsehen erregten und zu lebhaften Auseinandersetzungen führten.

Als dann die neue Kunstakademie fertig geworden war, lebten noch einmal die alten akademischen Kunstausstellungen auf, indem eine solche 1895 in den beschränkten Räumen des akademischen Ausstellungspalastes auf der Brühischen Terrasse veranstaltet wurde. In der Überladung der Wände bot sie einen unerfreulichen Anblick dar, aber wenigstens ein bedeutendes Hauptwerk enthielt sie: das Parisurteil von Max Klinger. Die akademischen Kunstausstellungen fanden damit als eine überlebte Einrichtung ihr Ende.

Seitdem aber haben die Dresdner Kunstausstellungen einen großartigen Aufschwung genommen. Er hängt unmittelbar zusammen mit dem Städtischen Ausstellungspalaste, der im Jahre 1894 fertig wurde, und mit der Förderung der Kunst durch die städtischen Behörden, die damals einsetzte. Oberbürgermeister Beutler hat von vornherein die Ansicht vertreten, daß eine weise Kunstpolitik für die Stadt förderlich und darum unbedingt nötig sei, und er hat diese Ansicht mit zielbewußter Tatkraft in die Tat umgesetzt.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/343&oldid=- (Version vom 25.1.2023)