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her, mit denen die Schauseiten des Schlosses außen wie nach dem Hofe zu geschmückt waren. Die beiden Thola malten auch 1563 die Decke des steinernen Saales über der Kapelle. Von diesen Malereien ist nichts erhalten; erhalten ist dagegen noch ein Teil von den gemalten hölzernen Decken, die Hans Willkomm und Georg Fleischer mit ihren Gesellen ausführten, nämlich in dem sogenannten Wettinzimmer, neu eingerichtet im Jahre 1892. Erhalten sind auch noch die im zartesten Relief stukkierten Decken des sogenannten Porzellanzimmers sowie des grünen Gewölbes, die (nach Gurlitt S. 363) eng verwandt sind mit genuesischen Werken des 16. Jahrhunderts.

Endlich bewahrt das Altertumsmuseum zu Dresden noch einige Reste aus dem alten Schlosse: eine eiserne Ofenplatte mit der Darstellung eines Ritters, einen Türgriff und einen trefflich gearbeiteten Türklopfer, beide aus Schmiedeeisen.

DAS MORITZ-DENKMAL.

Am 9. Juni 1553 ward Kurfürst Moritz in der blutigen Schlacht bei Sievershausen, in der er Kaiser Karls V. Verbündeten Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach besiegte, tödlich verwundet. Zwei Tage darauf starb er. Noch heute wird im historischen Museum zu Dresden sein durchschossenes Kamisol, die blutbefleckte rot-weiße Feldbinde und die Kugel, die ihn durchbohrte, aufbewahrt; die durchschossene schwarze Rüstung hängt in der Fürstenkapelle zu Freiberg. Großes hatte der weitblickende, kluge und tatkräftige Fürst für sein Land getan. In gerechter Würdigung seiner bedeutsamen Regierung ließ ihm sein Bruder und Nachfolger August (1553–86) alsbald ein Denkmal errichten, das erste Denkmal, das einem Wettiner gesetzt wurde. Es erhielt seinen Platz an der Stelle, bis zu der die erneuten Befestigungswerke Dresdens beim Tode Moritzens gediehen waren: an der Spitze der Pirnaischen oder Hasenberg-Bastei. Heute steht es an der Brühlschen Terrasse unterhalb des Belvedere.

Unter einem nicht ganz richtig durchgeführten dorischen Säulenbau stehen in prächtigen Rüstungen die beiden fürstlichen Brüder: Kurfürst Moritz zur Linken, gedrängt von dem Knochenmann, der ihm das abgelaufene Stundenglas hinhält, übergibt dem Bruder das Kurschwert. Ihre Helme stehen am Boden. Am Himmel erscheint die Dreifaltigkeit: Gott Vater mit der Weltkugel in Wolken,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/50&oldid=- (Version vom 9.12.2022)