Seite:Paul Schumann - Dresden.pdf/62

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auf doppelten Sockeln, die ein Konsolengesims tragen. Das Relief zwischen den Postamenten stellt das Abendmahl Christi dar. Der dritte Hauptteil zeigt im Mittelfeld zwischen feingegliederten ionischen Säulen den gekreuzigten Christus, der früher die Stelle der Kanzel einnahm, während sich an seiner jetzigen Stelle ein Relief der Auferstehung befand. Über dem Gekreuzigten sind in dem krönenden Giebel Gott Vater und die Taube zu sehen, obenauf der Auferstandene mit der Fahne. Den oberen Teil des Altars endlich flankieren die allegorischen Gestalten der Stärke mit der Säule und des Glaubens mit Kranz und Dornenkrone, sowie die vier sitzenden und lesenden Evangelisten. Die beiden Standbilder des Paulus und Johannes des Täufers nebst den Konsolen zu Seiten der korinthischen Säulen sind spätere, ungeschickte Zutaten. Denken wir uns diese sowie die Kanzel hinweg, so ergibt sich ein wohlgegliedertes Werk von guten Verhältnissen mit fein durchgebildeter Architektur. Namentlich die Säulen und die Friese sind ungemein fein und zierlich in ihren Einzelheiten, während die Figuren eher plump zu nennen sind.

DRESDNER BILDHAUER.

Von Hans Walther, der 1526 zu Breslau geboren wurde und 1600 in Dresden starb, rührt wohl auch das Grabdenkmal für Melchior Trost von 1559 her, von dem noch drei Karyatiden im Stadtmuseum vorhanden sind, nach Gurlitt vielleicht auch noch die Reliefs im großen Schloßhof mit Darstellungen aus der Geschichte Josuas und das Grabdenkmal des Melchior Hauffe († 1572), eine der edelsten Schöpfungen der Renaissance in Dresden, das leider stark verwittert und ganz verwahrlost ist. Es stand ehemals auf dem alten Annenfriedhofe.

Ein Vetter Hans Walthers war Christoph Walther II., der 1534 zu Breslau geboren wurde. Er siedelte nach Dresden über, wurde hier 1562 Bürger und starb 1584. Bedeutsame Werke von ihm befinden sich in den Kirchen zu Waldenburg, Zabeltitz bei Großenhain und Delitzsch. Von seinen Dresdner Werken sind nur noch erhalten das kostbare Positiv im historischen Museum, das er 1583 für Kurfürst August anfertigte, und der Altar der alten Frauenkirche. Der Altar, der heute in der Kirche zu Friedrichstadt-Dresden steht, ist im 18. Jahrhundert verändert worden; er hat ebenfalls drei Geschosse, unten eine doppelte korinthische Säulenstellung auf Postamenten und mit einem reichverzierten Gebälk,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/62&oldid=- (Version vom 20.8.2021)