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andere als Sonne mit goldenem Kleide angetan, begleiteten ihn. Hinter beiden schritt ein Mann in einem blauen, mit goldenen Sternen geschmückten Mantel und trug eine Stange mit einem großen goldenen Stern.“

Jedenfalls fand nach jedem Einzuge ein Rennen oder andere Kurzweil statt, damit den Teilnehmern Gelegenheit gegeben war, sich auf die nächste Invention vorzubereiten.

Weiter seien u. a. eine charakteristisch ausgestattete Gruppe der zwölf Monate, eine Gerichtsszene auf einem Wagen, eine Schäferinvention mit Hirten, Mägden und Schäferkarren, das vollständige Bild einer Falkenjagd und ein in einem grünen Haine sitzendes Liebespaar, dessen Geschichte eine Jungfrau mit goldenem Haar den Zuschauern erzählte, besonders hervorgehoben. Man führte auch eine große Jagd auf, bei der in Käfigen allerhand wilde Tiere, Bären, Wölfe, Füchse, Luchse, Wildschweine, Fischottern, Biber, Wildkatzen, Leoparden und Dachse herumgefahren wurden. Am 6., 7. und 8. März wurde zum Schluß der ganzen Festlichkeiten auf dem Altmarkte in Dresden eine große Hetzjagd auf diese Tiere veranstaltet.

Gewaltige Summen wurden für diese Inventionen ausgegeben. Für einen Triumphzug Neptuns auf der Elbe mit Sirenen auf Walfischen und venezianischen Gondeln im Jahre 1604 erhielt Nosseni 917 Gulden 17 Groschen 11 Pf.; doch berichtet Nosseni unterm 26. April 1604 an die Räte, daß noch 6500 Fl. an Handwerksleute und Krämer zu zahlen seien und die noch befohlenen Inventionen sich auf 25 000 Gulden belaufen würden.

Die sächsischen Inventionen erfreuten sich infolge der Geschicklichkeit ihres Erfinders bald eines großen Rufes, und Nosseni wurde von vielen anderen Höfen verlangt, um derartige Spiele zu veranstalten: nach Braunschweig, nach Darmstadt, selbst nach Kopenhagen reiste er, überall feierte er mit seinen Erfindungen große Triumphe. Die Inventionen erhielten sich am sächsischen Hofe bis in das 18. Jahrhundert. Sie wurden in der Folgezeit etwas verfeinert und mit Schlittenfahrten, Fischereien und Jägereien verbunden. Eine besondere Art waren auch die sogenannten „Wirtschaften“, bei denen der Fürst mit seiner hohen Gemahlin seine Gäste als Schankwirt oder als Brautvater bewirtete und große Tänze aufführen ließ.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/82&oldid=- (Version vom 13.1.2023)