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(Der du den Frieden liebst, lies. Ich bin die Göttin des Friedens, die den Kriegsgott Mars besiegt und niedergeworfen hat; nun habe ich diesen Friedensquell eröffnet nach dem Gelübde des Rates und der Bürgerschaft Dresdens im Jahre 1650.)

Die erste Friedensgöttin hat allerdings 1683 einer anderen Platz machen müssen und eine zweite Inschrift feiert dann den kriegerischen sächsischen Kurfürsten Johann Georg III., der 1683 mit Johann Sobieski die Türken unter Kara Mustapha von den Mauern Wiens verjagte und damit Deutschland von der drohenden Türkengefahr befreite. Das große prächtige Zelt des türkischen Oberbefehlshabers, das damals als Beutestück in sächsische Hände fiel, wird noch heute im historischen Museum aufbewahrt. Auf dichtem rotem Zitz sind bunte Stückchen aus Seide, Leinwand und Watte aufgenäht und goldfarbige Ornamente aufgeklebt: phantastisches Blumenwerk mit hier und da hervorschauenden Gesichtern. Auch von den reichornamentierten orientalischen Waffen, die in diesem Zelte angebracht sind, stammen eine Anzahl aus der türkischen Kriegsbeute von 1683.

DAS LUSTHAUS.

An monumentalen Gebäuden hat Dresden aus dem 17. Jahrhundert nicht viele aufzuweisen. Johann Georg I. ließ durch Sebastian Walther († 1645) das von Nosseni angefangene Lusthaus auf der Jungfer vollenden. Wenn auch in der inneren Ausstattung nicht alles nach den ursprünglichen Plänen ausgeführt werden konnte, war es doch ein prachtvolles Bauwerk. Eine Pulverexplosion hat das Lusthaus am 22. September 1747 zerstört. Nur ein marmorner Frauenkopf im Stadtmuseum, den man in der Elbe gefunden hat, erinnert an die verschwundene Pracht.

JOHANN GEORG II.

Ein neuer Geist zog in Dresden mit dem Regierungsantritt Johann Georgs II. ein. Entfaltung von Pracht, schöne Bauten, künstlerisch-phantastische Veranstaltungen kurz alles, was zur künstlerischen Lebensfreude gehört, war diesem Fürsten ein unabweisbares Bedürfnis. Es ist, als hätte er mit Gewalt jede Erinnerung an den verderblichen Krieg aus dem Gedächtnis der Dresdner vertilgen wollen. „Er entfaltete einen Glanz der Hofhaltung, wie er bis dahin in Sachsen nicht gekannt war und auch später nur durch seinen Enkel August den Starken übertroffen worden ist. Hofbeamte und Gardetruppen wurden vermehrt und

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/88&oldid=- (Version vom 20.1.2023)