Seite:Physikalische Belustigungen 17 St 1752 69.jpg

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Punkt, an welchen ein zarter Fasen[WS 1] hieng, der durch eines meiner stärksten Vergrößerungsgläser, kaum als ein Haar stark zu seyn schiene. Mehreres konnte ich vor dieses mal nicht endecken. Den 26. war dieser Punkt schon etwas größer geworden, aber nicht mehr so schön roth, sondern mehr dunkel oder braunroth, auch war der daran befindliche Fasen etwas stärker geworden. Den 27. fand ich schon, daß in meinem Korne ein paar Kornwürmer ausgekrochen waren, und sich darinne nährten. Bey Eröffnung einiger Körner aber sahe ich, daß der rothe Punkt schwarz, der Fasen dicker, das Ganze aber lebendig war. Der Fasen war bräunlich und an dem gewesnen schwarzen Punkte konnte ich die Augen durch die Vergrößerungsgläser wahrnehmen. Den 27sten konnte ich wegen Abwesenheit nicht nachsehen. Den 28. fand ich daher meine Würmer im Glase sehr vermehrt, in einigen aufgemachten Körnern aber diese Ungeziefer in ihrer gehörigen Größe, doch nicht so dicke und noch ohne Flügel; Ich nahm wahr, daß, wenn, sie zu dieser Größe gelanget waren, so fraßen sie sich bey dem Keime durch, und da ich den 29. einige zu belauren so glücklich war, daß sie fast durch waren, so bemerkte ich, daß sich alsdenn ihre kleinen Flügel erst entwickelten. Hätten mich meine andre nöthige Verrichtungen nicht verhindert, so würde ihnen vielleicht noch ein weitläuftigeres Tageregister von dieser Kornwürmerhecke übersenden können; allein so habe ich nach der Zeit nicht alle Tage so genau mehr Achtung geben können, weil ich bald abwesend, bald aber bis in die Nacht außer dem Hause gewesen, bey Lichte aber solche Bemerkungen vorzunehmen, gehet, wie sie wissen, nicht wohl an. Ueberhaupt aber muß ich freylich gestehen, daß dieser meiner Bemerkung ein großes Theil der gehörigen Vorsichtigkeit fehlet: allein ich bin außer Schuld. Ich hätte sollen das Gewichte des Wassers anmerken, allein wo habe ich hier eine genaue Wage? Ich hätte sollen die Grade der Wärme nach dem Thermometer anzeigen, aber wo habe ich eines? Sollte diese Bemerkung vielleicht schon bekannt seyn, so lassen sie solche ja aus ihren Belustigungen, und nehmen solche bloß als ein Zeichen an, daß ich an sie und an die physikalischen Belustigungen gedenke. Glauben sie aber, daß solche nicht ganz unnütze sey, so stehet solche zu ihrem Befehl. Wenigstens glaube ich, daß solche Wirthschaftsverständigen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. „Der Fasen, des -s, plur. ut nom. sing. Dimin. das Fäschen, Oberd. Fäslein, der dünne Abgang von einem Faden, und alles was dem ähnlich ist, Haare, zarte Wurzeln der Bäume und Pflanzen, u.s.f. Nicht einen trocknen Fasen an sich haben, im gemeinen Leben. Sein Kleid ist so zerrissen, daß die Fasen herab hangen. Die Fasen, die auf die Kleider gefallen sind, ablesen. Die Fasen an den Wurzeln“. (Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch: Der Fasen. Leipzig 1808, Band 2, Sp. 51 Wörterbuchnetz)
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Physikalische Belustigungen. Siebenzehntes Stück. Berlin 1752, Seite 524. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Physikalische_Belustigungen_17_St_1752_69.jpg&oldid=- (Version vom 27.7.2017)