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zeigt, vor fünfzig Jahren stattgehabt hat, so suche ich zu verstehen, was das heißt, und frage darum zuerst, woher er es weiß, das heißt, wie er die Lichtgeschwindigkeit bemessen hat.

Er hat zunächst angenommen, daß das Licht eine konstante Geschwindigkeit hat und besonders, daß seine Geschwindigkeit nach allen Richtungen die gleiche ist. Das ist ein Postulat, ohne das keine Messung dieser Geschwindigkeit versucht werden könnte. Dies Postulat wird nie durch die Erfahrung unmittelbar bestätigt werden können; es könnte aber durch sie widerlegt werden, wenn die Resultate verschiedener Messungen nicht übereinstimmend wären. Wir können uns glücklich schätzen, daß diese Widerlegung nicht stattfindet, und daß die kleinen Unterschiede, die sich zuweilen zeigen, leicht aufzuklären sind.

Das mit dem Satze vom zureichenden Grund übereinstimmende Postulat ist unter allen Umständen von der ganzen Welt angenommen worden; was ich hervorheben möchte, ist, daß es uns eine neue Regel zur Auffindung der Gleichzeitigkeit liefert, die vollständig verschieden ist von denen, die ich oben beschrieben habe.

Sehen wir jetzt, wie man bei Anerkennung dieses Postulats die Lichtgeschwindigkeit messen konnte.

Es ist bekannt, daß Roemer sich der Verfinsterungen der Jupitermonde bedient und beobachtet hat, um wie viel dies Ereignis hinter der Voraussage zurückblieb.

Wie gelangt man aber zu dieser Voraussage? Mit Hilfe der astronomischen Gesetze, zum Beispiel des Newtonschen Gesetzes.

Könnten sich die beobachteten Tatsachen nicht ebensogut erklären, wenn man dem Licht eine von der angenommenen Geschwindigkeit etwas abweichende zuschriebe und annähme, daß das Newtonsche Gesetz nur annähernd richtig wäre? Man müßte dann aber

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Henri Poincaré: Das Maß der Zeit. Der Wert der Wissenschaft, B. G. Teubner, Leipzig 1898/1906, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PoincareMass.djvu/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)