Seite:Poinsignon - Rueckblicke 17.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

erst konnte wieder ein geeignetes Arbeitslokal für einen besonderen Archivar eingerichtet werden, dessen Anstellung schon längst als ein unabweisbares Bedürfniss empfunden worden war.

Die Wahl zur Besetzung dieser Stelle fiel auf den schon sehr betagten pensionirten Hofgerichts-Sekretär Cajetan Jäger und der Anfangsgehalt wurde auf 100 fl. fixirt. Bezeichnend aber für die strenge Bevormundung des Magistrats durch die Staatsbehörde ist es, dass der erstere die Anstellung eines eigenen Archivars selbst bei so bescheidener Besoldung beim Bezirksamt damit empfehlen zu müssen glaubte, dass der gleichzeitig neuanzustellende Bauassessor dafür 100 fl. weniger Gehalt bekommen werde.

Des neuen Archivars harrte schon lange eine Reihe von Geschäften, wie die Ausscheidung und Uebernahme von älteren Akten aus den Beständen der laufenden Registratur in das Archiv; Ausräumung des unteren Gewölbes im Rathshof, das durch Höherlegung des anstossenden Terrains noch feuchter geworden war; Sortirung der Urkunden und Akten, die seit 1840 auf dem Dachboden des Kaufhauses haufenweise aufgespeichert lagen, weil das dortige Archivgewölbe den Zollvereinsbeamten hatte übergeben werden müssen, u. A. m. Mit Anfang der Sechziger Jahre kam man auch dahin, die im Rathshofe noch vorhandenen Antiquitäten, Rüstungen, Folterwerkzeuge, Gemälde, alte Münzstempel u. dergl. neben dem Arbeitslokal des Archivars zu sammeln und ihm die Aufsicht hierüber anzuvertrauen. Die Anlage einer Volksbibliothek auf dem Rathshof fällt fast in dieselbe Zeit, und auch dieses Geschäft wurde natürlich wieder dem Archivar übertragen, wie denn auch heute noch derselbe die Funktionen des Stadtbibliothekars und des Vorstandes der Alterthümer-Sammlung zu versehen hat. Bei alledem wurde es in seinen Räumen natürlich immer enger, und man kam endlich zu dem glücklichen Entschluss, auf das Hintergebäude des Rathshofes, wo der grosse Rathssaal und die Archivgewölbe sich befanden, einen dritten Stock mit einem grossen hellen Saale und anstossendem Arbeitszimmer eigens für das Archiv und die Bibliothek zu bauen, für die stark anwachsende Alterthümer-Sammlung aber Raum zu schaffen in den unteren Sälen des ehemaligen Augustinerklosters beim Theater. Diese für das Archiv höchst wichtigen Veränderungen gingen in den Jahren 1864 und 1865 vor sich, und es war in der That gerade die richtige Zeit; denn nun folgten rasch hinter einander grössere Schankungen, sowohl

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Poinsignon: Rückblicke auf die Vergangenheit des Stadtarchivs zu Freiburg im Breisgau. Theodor Ackermann, München 1895, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poinsignon_-_Rueckblicke_17.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)