Seite:Polívka Slavische Sagen vom Wechselbalg.djvu/3

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Stube und nahm sich das ihrige; sie schlug nicht ihr Kind, sondern warf nur der Frau vor, dass sie ihrem Kinde nichts anthat.

Eine andere wallachische Sage[1] weicht etwas ab: Eine Frau, der ein Kind mit einem Riesenkopf unterschoben war, ging um Rat zu einem Beschwörer und der riet ihr, sie solle von neun Weiden frische Reiser abbrechen, mit ihnen in der Mitte der Stube Feuer anmachen genau zur Mittagsstunde, um das Feuer herum mit Wasser gefüllte Eierschalen aufstellen, das Kind auf dem Bette lassen, aus der Stube hinaus auf den Boden gehen und durch eine Spalte beobachten, was weiter geschehen werde. In die Stube kam die „Divoženka“ mit dem Kinde, ging um das Feuer herum, wunderte sich und gab selbst ihrer Verwunderung Ausdruck mit denselben Worten, wie sonst gewöhnlich das unterschobene Kind. Sie legte sodann das entführte Kind auf das Bett und entfernte sich mit ihrem eigenen. Von einem Prügeln des Kindes wird nichts erzählt.

Mit dieser Sage ist ein anderes Motiv noch verbunden in einer Version aus dem nordöstlichen Mähren[2]: Ein Bettler belehrte eine Frau, dass ihr hässliches, grossköpfiges Kind ein Zauberkind („veštík“) ist, von der Zauberin unterschoben, und riet ihr, sie soll zwölf Eierschalen nehmen, sie mit Wasser füllen, in zwei Reihen in der Mitte der Stube aufstellen und zwischen ihnen Feuer anmachen. Ist es ein Zauberkind, wird es etwas sagen. Und wenn es etwas spricht, soll sie eine Rute von einer Goldweide nehmen und es schlagen, möglich, dass die Zauberin es sich holt. Die Frau machte das alles, aber die Zauberin kam nicht. Es gingen also die Eheleute mit dem Zauberkinde nach Freiberg zum hl. Valentin, wie ihnen weiter der Bettler geraten hatte. Als sie am Wege


  1. M. Václavek, Valašské pohádky a pověsti 1894 S. 135.
  2. Národní písně, pohádky, pověsti etc. Slavie. Rady II odd. 2. Národní pohádky a pověsti S. 143f. N. 44.
Empfohlene Zitierweise:
Jiří Polívka: Slavische Sagen vom Wechselbalg. J. C. B. Mohr, Tübingen und Leipzig 1903, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pol%C3%ADvka_Slavische_Sagen_vom_Wechselbalg.djvu/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)