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Allgemeiner Polizei Anzeiger Dresden: Bekanntmachung: 21083) Bakunin

die Zusammenkünfte der exaltirtesten Demokraten seiner Zeit berüchtigten Gasthofe zum Hahn u. zog später zu seinem Freund u. Gesinnungsgenossen, dem wegen Betheiligung am Mai-Aufstande steckbrieflich verfolgten Buchhändler Ludwig Schreck, vermied jedoch alles öffentliche Auftreten, wie er denn auch polizeilich nicht angemeldet war. Zu Anfang März 1849 wendete sich Bakunin nach Dresden u. wohnte hier unter verschiedenen Namen heimlich bei mehreren seiner Freunde, namentlich bei dem Musikdirektor Röckel[WS 1], – jetzt im Zuchthause zu Waldheim detiniert – u. bei dem Redacteur der Dresdener Zeitung Wittig, – jetzt landesflüchtig in Paris lebend –. Zu Bakunins nächster Umgebung gehörten damals außer den genannten Röckel und Wittig, Advocat Tschirner[WS 2], nachmaliges Mitglied der provisorischen Regierung, Kapellmeister Wagner, als Mai-Rebell später steckbrieflich verfolgt, die Mitglieder der äußersten Linken des damaligen Landtages Böttcher und Jäckel[WS 3], Ersterer im Straßenkampfe in der Mai-Revolution erschossen, Letzterer gegenwärtig steckbrieflich verfolgt u. landesflüchtig, sowie die zu revolutionairen Zwecken von Paris nach Dresden gekommenen Polen Heltmann u. Krzsanovski. In Leipzig u. Dresden hatte sich Bakunin zunächst mit den Vorbereitungen einer Revolution in Böhmen beschäftigt, welche gleichzeitig mit der sächsischen Erhebung u. dem Aufstande in Baden u. der Pfalz ausbrechen sollte, hatte auch für die Zwecke dieser Revolution seinen Freund Röckel nach Prag an die dortigen Häupter der Verschwörung abgesendet, um die gewünschte Combination herzustellen. An dem für die Wünsche seiner Partei im Mai 1849 in Dresden zu früh ausgebrochenen Aufstande nahm Bakunin den thätigsten Antheil, u. führte Anfangs mit den Polen Heltmann u. Krzsanovski später allein das Ober-Kommando, versuchte nach der Einnahme Dresdens den Bürgerkrieg weiter in das Land zu tragen, wurde aber schon am 10. Mai gemeinsam mit dem Mitglied der provisorischen Regierung Heubner[WS 4] zu Chemnitz arretirt u. zur Untersuchung nach Dresden abgeführt. Hier hat er sich bis zum 28. August 1849 u. von da ab auf der Festung Königsstein in Haft u. Untersuchung befunden, bis er am 13. Jun. 1850, nachdem die ihm zuerkannte Todes-Strafe auf dem Wege der Gnade in lebenslängliches Zuchthaus verwandelt worden, an die österreichische Regierung abgegeben wurde. Die zuerst am Hradschin zu Prag gegen Bakunin geführte Untersuchung wurde im Frühjahre 1851 zu Ollmütz beendet, u. ist Bakunin dem Vernehmen nach später an die russische Regierung ausgeliefert worden.


Verlorene Reise-Papiere.

21084) Graichen, Karl Traug., Weberges. aus Frohburg, hat sein Wanderbuch, d. d. Frohburg 10/3. 49., am 9/5. 52. auf der Reise von Seehausen in der Altmark nach Wittenberga verloren.

21085) Vogel, Johannes, aus Empfershausen, will seinen Paß, d. d. Dermbach 8/5. 52., verloren haben.

21086) Möller, Heinr. Andr., Handelsm. a. Krahwinkel, will seinen, vom h. s. Justiz-Amte Ichtershausen ausgestellten Paß unlängst zwischen Herbsleben und Salzungen verloren haben.    Gotha, 15/6. 52.      Stötzer, Pol.-Kommiss.



Ueber die Größen-Angaben in den Signalements.

21087) Bei der Sorglosigkeit u. dem Mangel an Beobachtungsgabe, womit gewöhnlich die Signalements aufgenommen werden, bleibt die Größe noch dasjenige Merkmal, welches von der subjectiven Anschauungsweise am wenigsten abhängt u. demnach am zuverlässigsten

  1. August Röckel, deutscher Dirigent und Komponist
  2. Samuel Erdmann Tzschirner, deutscher Jurist und Politiker
  3. Eduard Theodor Jäkel, deutscher Zeitungsherausgeber, Schriftsteller und Politiker
  4. Otto Leonhard Heubner, deutscher Jurist, Politiker und Dichter
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: Allgemeiner Polizei Anzeiger. , Dresden 2. Juli 1852, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Polizeianzeiger-Dresden-1852_XXXV_1_7.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)