Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 004.jpg

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und Zusammenstellung einzelner Diel’scher Obstklassen abzufassen, und vertraute hinsichtlich der Erhaltung einer gehörigen Obstkenntniß der Genauigkeit der Diel’schen Obstbeschreibungen und den an verschiedenen Orten ausgeführten größeren pomologischen Anpflanzungen, bis endlich Diel’s Bestrebungen, zum Theil selbst noch bei seinen Lebzeiten, durch das, bis zu einer gewissen Liebhaberei gesteigerte Sammeln von Obstsorten aus allen Ländern, und durch die, namentlich in Folge der in Belgien und England in umfaßendem Maßstabe fortgesetzten Kernzuchten stets mehr anschwellenden Zahl theils geringeren Werth habender, theils wirklich vorzüglich werthvoller Obstsorten, allmählig gewissermaßen überflügelt wurden. Eben damit aber ist auch nach und nach ein neues Stadium in der Pomologie, freilich zugleich auch eine bedenkliche Krisis eingetreten, die wenn man ihr nicht mit ernster und vereinter Anstrengung zu begegnen sucht, leicht gewaltige Rückschritte in der Pomologie und ein Verlorengehen eines großen Theils der bisherigen pomologischen Erfahrungen zugleich mit dem Verlorengehen einer richtigen und ausgebreiteteren Sortenkenntniß, veranlassen könnten. Die früher gemachten pomologischen Anlagen, – größtentheils nur das Werk von Privaten, – sind meistens wieder zerfallen, halb durch nicht hinreichend angewandte Sorgfalt, halb im zu großen Vertrauen auf andere ähnliche Anlagen, oder die ausreichende Genauigkeit der Dielschen Obstbeschreibungen; die Pomologen, welche von Diel direkt Reiser bezogen, und von denen man richtig benannte Pfropfreiser erhalten konnte, sind größtentheils ausgestorben; man macht immer mehr die Erfahrung, daß bei der so sehr angeschwollenen Zahl zum Theil einander sehr ähnlicher Obstsorten und bei den mancherlei nicht unmerklichen Abänderungen in Farbe, Form, selbst Güte und Tragbarkeit, denen viele Obstsorten in verschiedenen Gegenden und Bodenarten unterworfen sind, neue und ausgebreitetere Forschungen nöthig werden, und eine allgemeinere richtige Obstkenntniß zu erzielen und über Güte und Brauchbarkeit der verschiedenen Obstsorten, für verschiedene Gegenden und Bodenarten gewisser, als bisher urtheilen zu können, und wenn man in der früheren pomologischen Periode, bei den glücklichen Resultaten der Kernzuchten sich eine Zeitlang zum Theil der Ansicht hingeben konnte, daß Conservirung bestimmter Obstsorten durch Anzucht veredelter Obststämme, nach und nach überflüssig gemacht werden könne, so hat man gegenwärtig die Ueberzeugung allgemein gewonnen, daß, je größer die Zahl der wahrhaft werthvollen Obstsorten geworden ist, man um so sorgfältiger darauf bedacht seyn müsse, die besten unter ihnen vorerst durch umsichtige und umfassendere Beobachtungen heraus zu suchen und nach ihren verschiedenen Qualitäten für diverse Zwecke und Bodenarten kennen zu lernen, dann aber auch diese Sorten zu conserviren, ihre Kenntniß zu verbreiten, und sie unter unverändertem Namen der Nachwelt zu überliefern. Das aber zu erstreben ist nicht Sache weniger Jahre, oder Werk von ein paar einzelnen Pomologen, sondern verlangt die umsichtige Forschung und das thätige Zusammenwirken vieler Männer in verschiedenen Gegenden unseres Vaterlandes. Eben aber zur Anbahnung einer solchen Vereinigung der verschiedenen pomologischen Kräfte in

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_004.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)