Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 009.jpg

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Fast alle Pomologen stimmen darin überein, daß der Grafensteiner einer der vorzüglichsten und schätzbarsten Apfelsorten sey und auch bei der Versammlung in Naumburg im Oktober 1853 wurde er unter den 10 vorzüglich schätzbarsten Apfelsorten mit aufgeführt. Ueber seine Abstammung sagt Oberdieck, daß er durch einen Grafen Ahlfeld aus dem Süden nach Grafenstein in Schleswig gebracht worden sey, wo er jetzt so stark angebaut werde, daß jährlich ganze Schiffsladungen davon nach Rußland gehen. Ueberhaupt findet sich dieser Apfel an der Nordküste von Deutschland und an vielen Orten des nördlichen Deutschlands; aber auch in Württemberg kommt er sowohl in der Umgebung von Heilbronn, als am Bodensee häufig vor.

Außer dem sehr verbreiteten Namen Grafensteiner oder Gräfensteiner führt dieser Apfel noch den Namen Grafenapfel, Rippapfel, Paradiesapfel, Prinzessinapfel, Strömling in verschiedenen Gegenden Württembergs, und nach den genauen Untersuchungen Oberdiecks ist der Blumen-Calvill Diels und wahrscheinlich auch der Sommerkönig mit unserer Frucht identisch.

Die Abbildung dieses Apfels in Sickler’s deutschem Obstgärtner ist sehr schlecht und kaum kenntlich; die hier gegebene Abbildung wurde nach einer auf Hochstamm in Hohenheim 1849 gewachsenen Frucht gefertigt.




Zusammenstellung

der bisher von mir, unter den in meinem Besitze befindlichen Obstsorten wahrgenommenen Identitäten, wie solche größtentheils schon in meiner Schrift „Anleitung zur Kenntniß und Anpflanzung des besten Obstes für das nördliche Deutschland“ etc. aufgeführt, und im Einzelnen näher erörtert sind;

mitgetheilt vom Superintendenten Oberdieck zu Jeinsen.




Vorbemerkung. So freundlich und belobend auch, wie ich mit vielem Danke anerkennen muß, meine in der Ueberschrift dieser Mittheilung genannte Schrift von Pomologen und Obstfreunden aufgenommen ist, so ist doch in Anzeigen derselben, – an sich ganz mit Recht, – von Mehreren als ein Mangel der Schrift das Fehlen eines nachweisenden Registers bemerklich gemacht worden, durch welches namentlich die von mir angegebenen Identitäten unter Früchten leichter würden aufzufinden gewesen seyn. Indeß gilt noch recht oft jenes: „habent sua fata libelli“ und oft bringen Umstände mit sich, was an sich der Autor gern vermieden hätte. Wie die Schwierigkeit, welche die Herausgabe selbst gediegener pomologischer Werke schon länger gefunden hatte, mich nöthigte, bei Abfassung meiner Schrift weder allein bloße Gartenfreunde und Obstpflanzer, noch auch Pomologen allein, zu berücksichtigen, und ich dennoch längere Zeit einen Verleger nicht zu finden vermochte, wobei mehrere namhafte Buchhandlungen mir geradezu äußerten, daß pomologische Schriften ein nur kleines Publikum finden und die Druckkosten nicht decken, so wünschte auch Herr Manz, der

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_009.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)