Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 024.jpg

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Rosmarin. Er hat ungemein hängendes Holz bis zur Erde, breitet sich fächerartig aus, verzweigt und verästet sich ungemein, bildet eine undurchdringliche Krone und wird sehr alt. Ein schönerer Baum ist mir nicht bekannt, wenn er von Früchten strotzt, die die Aeste bis zum Boden drücken; er duldet das Messer nicht, und darf nicht beschnitten oder in die Höhe gezogen werden, sonst stirbt er ab, was mancher unerfahrene Landwirth hier erfuhr. Der Preis ist in den Mitteljahren 48 kr. bis 1 fl. das 100, die kleineren 24 bis 36 kr. das 100. Man hält diesen Baum für den dankbarsten, fruchtbarsten, und er ist sehr verbreitet, braucht aber 9 bis 12 Jahre bis er trägt; er wächst anfangs langsam, blüht spät, und ist daher vor Frösten sicher.

4. Böhmer. Eine schöne Frucht, zu den Rosenäpfeln gehörig, mit lebhafter Farbe; der Baum wird groß mit etwas hängenden Aesten, trägt gerne und viel und wächst freudig; allein der zarten Schale wegen hält der Apfel den Transport nicht leicht aus, daher er weniger geschätzt ist und nur zu 30 bis 42 kr. das 100, die kleineren auch starweise zu 1 fl. verkauft werden. Ein Star zählt circa 300 Aepfel. Zum Essen ziehen die Leute den Böhmer dem Maschanzker vor, allein als Handelswaare bleibt er stets untergeordneten Ranges.

5. Taffetapfel. Unser Taffetapfel ist verschieden von denen die Diel und Dittrich anführen, niemals platt geformt sondern stets ein hoher Apfel, und stets stark geröthet; er sieht aus wie von Wachs und prangt herrlich auf dem Baum, allein es fehlt ihm aller merkantilische Werth. Er ist hier gar nicht gesucht und fällt nur in die Gattung jener Apfel die man starweise verkauft (nie 100weise); seine Reife ist etwas frühe, schon September und Oktober; verführt werden keine, daher sein kleiner Werth. Mit dem Weißen Rosmarin hat er keine Aehnlichkeit weder an Farbe, Werth noch Geschmack. Der Baum wächst sehr regelmäßig, außerordentlich schnell und zur Kugelform sehr geneigt. Eben sein freudiger Wachsthum verleitet oft unsere Baumzüchter, solche Zweige zu pelzen und die Bäume dann als Weiße Rosmarin-A. zu verkaufen. Bis der Baum trägt, ergötzt er jedes Auge, welches an der Baumzucht Freude hat; er wächst so üppig und regelmäßig, allein mit den Früchten ist der Besitzer der Angeführte. — Ich erfuhr es selber und ziehe es vor, diese Bäume alle wieder in der Krone zu veredeln; überhaupt verliert sich dieser Apfel immer mehr, und wird theils wieder abgepelzt, theils nicht mehr nachgesetzt.

6. Zwiebel-Apfel, Rother Stettiner, hat hier großen Werth. Die Klage Liegel’s über die wulstigen Auswüchse haben wir hier nicht, die Bäume tragen hier ungeheuer, haben sehr lange, bis zur Erde gebogene Aeste; die Früchte gehen stark nach Bayern ab, sind aber mehr zum Kochen als für die Tafel, da sie einen etwas säuerlichen Geschmack haben.

7. Edelrother, ist mit dem Rosmarin sehr nahe verwandt, nur viel mehr geröthet, am Kelche breiter und nicht so zugespitzt; ein sehr ansehnlicher beliebter Apfel, wird wie der Maschanzker verkauft. Er ist noch nicht sehr ausgebreitet, verdient es aber im hohen Grade. Der Baum wächst freudig und sein Wuchs ähnelt dem des Weißen Rosmarin.

8. Dunkler Streifling.

9. Früher Samerling. Bei uns gelten diese 2 Sorten wenig, sie werden nur starweise verkauft, nie verschickt und wenig geachtet. Die Bäume haben lange hängende Aeste, voll von Früchten, und diese sehen schön aus, allein merkantilischen Werth haben sie keinen; überhaupt gelten alle

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_024.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)