Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 027.jpg

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zur Krümmung oder der Schnitt wird erst bei derselben begonnen.

Das Heft darf nicht zu groß, aber auch ja nicht zu klein seyn, und soll mindestens 3″ Länge haben, um die Hand recht auszufüllen. Ein gutes Gartenmesser kostet gewöhnlich 1 fl. oder ½ Rthlr. Messer mit mehreren Klingen taugen für den Baumwärter nicht, da bei längerem fortgesetztem Gebrauch, die hervorragende Kante der geschlossenen Klinge in der Hand weh thut und oft Blasen veranlaßt.

Hier ist ein solches gewöhnliches gutes Gartenmesser abgebildet. Die nächste Figur zeigt ein solches dessen Griff sich in eine stumpfe Spitze verlängert, die zu verschiedenen Gärtnerarbeiten z. B. zum Pikiren kleiner Sämlinge dient, so wie auch beim Verpflanzen von Topfgewächsen gebraucht werden kann, und welches sehr bequem in der Hand liegt; ich bediene mich fast nur des letzteren in neuerer Zeit; der Preis ist der gleiche.

2. Das Veredlungsmesser.

Das gewöhnlich beim Veredeln gebrauchte Werkzeug ist das Oculirmesser, und fast überall findet man noch die Klinge desselben vorn breiter werdend und stumpf abgerundet. Schon Lämmerhirt sagt, daß eine zu stark abgerundete Spitze der Klinge hinderlich und störend im Gebrauche sey, denn man könne die Einschnitte in die Rinde beim Oculiren nicht so machen, daß man die Klinge an der betreffenden Stelle eindrücke, sondern man müsse dann mehrere Male absetzen, um das Auge vollkommen zu erhalten. Auch Metzger sagt S. 191 seines Gartenbuchs: „Das Oculirmesser ist am besten, wenn der schneidende Theil der Klinge gerade ist und in eine Spitze ausgeht.“ Da ein solches Messer nun aber nicht bloß zum Oculiren, sondern besonders auch zum Copuliren, Schäften, Pfropfen dient, so ist der Name Veredlungsmesser der geeignetere.

Das hier abgebildete Veredlungsmesser wurde zum Theil nach unseren Angaben in der Fabrik der Gebrüder Dittmar in Heilbronn, die überaus vorzügliche Gartenwerkzeuge liefert, gefertigt und als „Hohenheimer Veredlungsmesser“ in den Handel gebracht. Die geradlinige Schneide desselben ist 1¾ Zoll lang und die ganze Klinge ein wenig nach vorn gerichtet. Um den möglich feinsten Schnitt zu erhalten, wird die Klinge auf beiden Seitenflächen, ähnlich wie ein Rasirmesser, etwas hohl geschliffen und ein 3½ Zoll langer, nicht zu dünner Griff gibt ihm eine sichere Lage in der Hand. Es kostet dasselbe bei Dittmar in Heilbronn 40–48 kr. oder 11–13 Sgr.

3. Das Pfropfeisen.

Dieses auch „Spaltpfropfmesser“ genannte Werkzeug dient zum Aufspalten stärkerer Aeste oder Stämme, indem hierzu ein gutes Gartenmesser nur mit Nachtheil für dasselbe zu verwenden wäre. Dasselbe besteht aus zwei Theilen, aus dem Messer, welches durch Aufschlagen oder Drücken mit dem Ballen der Hand, den Stamm, der gepropft

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_027.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)