Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 035.jpg

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senkrecht über sich befindliche Früchte pflücken; auch wird die Schwere dadurch etwas vermindert, daß hier nicht die Last auf der äußersten Spitze ruht, sondern durch einen zweiten Stützpunkt etwas mehr unterhalb mit getragen wird. Ein solcher, sehr zu empfehlender Obstbrecher kommt auf 42 bis 48 kr.

17. Das Obsthäkchen[WS 1].

Um beim Brechen des Obstes die Zweige, die gewöhnlich an ihren Spitzen die schönsten Früchte tragen, besser erreichen zu können, bedient man sich eines kleinen eisernen Hakens, der an einer 6′ langen, dünnen Stange befestigt ist, faßt damit solche Zweige und biegt sie nach der Leiter her, auf welcher man sich befindet. Dabei findet aber die Unbequemlichkeit statt, daß man beim Pflücken fortwährend auch die Stange festhalten muß. Diesem wird ganz leicht und höchst einfach abgeholfen durch einen beweglichen Gegenhaken der locker die Stange umschließt und welcher an jeder beliebigen Stelle an den Leiterbaum eingehakt werden kann. Hierdurch kann der Zweig, dessen Früchte man brechen will, vollkommen fest gehalten werden und der Arbeiter hat beide Hände frei. Ein am unteren Ende der Stange angebrachter Knopf verhindert das Herausfallen des Gegenhakens. Will man sich des Obsthäkchens ohne diese Vorrichtung bedienen, so darf man den untern Haken nur über den obern heraus schieben.

Nun sind nur noch einige Werkzeuge zu nennen, die zum Theil sehr bekannt sind, wie Obsthaken, oder eiserne Haken an langen Stangen zum Abschütteln der reifen Früchte, sowie zum Herunterziehen von abgeschnittenen, in der Krone hängengebliebenen Zweigen. Ferner gebraucht der Baumwärter zum Verstreichen der Baumwunden mit dem jetzt allgemein als der beste Ueberzug zum Schutz derselben gegen Luft und Feuchtigkeit anerkannten Steinkohlentheer, einen eisernen ziemlich weiten Topf mit Henkel von Eisendraht und einem Haken zum Anhängen, sowie einen Pinsel zum Aufstreichen, wozu jeder gewöhnliche Maurerpinsel dient, der an einen 3′ langen Stock befestigt wird, um leichter die äußeren Wunden auf den Aesten erlangen zu können.

Daß der Baumwärter Spaten, Hacken, Schaufeln, Schubkarren, Gießkannen, Meßstäbe, Gartenschnüre, Körbe haben muß, versteht sich von selbst und bedarf keiner besondern Erwähnung; es sind dieß Werkzeuge, die in jeder Oekonomie und jeder Gärtnerei vorhanden sind. Es ist jedenfalls von großem Interesse, wenn auch von anderen Baumzüchtern Werkzeuge, die sie als besonders praktisch empfehlen können und die hier nicht genannt sind, geschildert werden, und deßfallsige Mittheilungen wären daher sehr erwünscht; doch müßte die allgemeine Anwendbarkeit und Brauchbarkeit derselben sich durch längeren Gebrauch genügend bewährt haben.




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Obsthäckchen
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)