Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 039.jpg

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ja nöthig ist, gehörig und dauernd auf Hebung des Obstbau’s hinwirken, so muß noch hinzukommen, was namentlich in Württemberg jetzt geschieht, und worauf Lucas von Hohenheim in einem zu Naumburg gehaltenen Vortrage hinwies; die Regierungen müssen die Sache des Obstbau’s mehr, als bisher der Fall ist, in die Hand nehmen, müssen, zu der Einsicht gelangt, wie viel auf feststehende allgemeiner bekannte Obstbenennungen ankomme, die Kosten für Anlage pomologischer Gärten nicht scheuen, und bei diesen gut besoldete Inspektoren anstellen, denen man es, so viel wie möglich, zu ihrem eigenen Vortheile machen muß, genaue Ordnung in solchen pomologischen Anlagen zu erhalten, und richtig benannte Obstsorten in Stämmen und Reißern von da aus zu verbreiten. Die Württembergische Regierung hat in Hohenheim einen Centralpunkt für den Obstbau des Landes gegründet, sorgt dort für ausgedehntere Pflanzungen von richtig benannten Mutterstämmen, und ist es vorzüglich von großem Gewichte, daß in Hohenheim auch eine Lehranstalt sowohl für praktischen Obstbau, als überhaupt Obstkenntniß gegründet ist. Dabei läßt sie es nicht leicht an den von der Centralstelle für nöthig erachteten Geldmitteln fehlen, setzt jährlich ansehnliche Preise aus, z. B. einen von 30 Dukaten für landwirthschaftliche Verbesserungen, der schon mehrmals größeren Baumanlagen zu Theil geworden ist, vertheilt für größere Obstpflanzungen Civilverdienstmedaillen, die am Bande getragen werden, und wirkt außerdem durch Heranziehung guter Gemeinde-Baumwärter in Hohenheim, durch Obstausstellungen, durch Reisen erfahrener Pomologen im Lande und Communikation derselben mit Gemeinde-Vorständen und Landwirthschaftlichen Vereinen, wie auf andere Weise für Hebung des Obstbau’s.

Es muß dies Alles im Berichte über die Naumburger Ausstellung selbst näher nachgelesen werden, dessen genauere Durchsicht wir überhaupt Allen, die für die Hebung des deutschen Obstbau’s sich interessiren, bestens empfehlen. Möchte das Beispiel Württembergs überall Nacheiferung finden! Wie viel würde es z. B. schon wirken, wenn etwa in Norddeutschland ein Preis von 30 Dukaten für Mostbereitung im Größeren ausgesetzt würde! Doch wir hoffen, ein ferneres Wirken des Gartenbau-Vereins in Preußen für Hebung der Obstbaumzucht, werde Dem, was nöthig und ersprießlich ist, bald und kräftig die Bahn brechen.




B. Notizen und Mittheilungen aus Zeitschriften etc.


Aus dem Jahresbericht des Vereins für Gartenbau und Feldwirthschaft in Coburg für 1853, von dessen Sekretär, Hrn. Lieutenant Donauer.

Sowohl durch den außerordentlich späten Eintritt der Wärme, als durch die Entblätterung der Bäume durch Raupen des Frostnachtschmetterlings wurde die Vegetation der Obstbäume in den meisten Gärten sehr wesentlich gestört, und nur in einzelnen Lagen, und besonders da, wo man sich schon im vorigen Herbste gegen jenes Insekt geschützt hatte, gewährten die Gärten in Kern- und Stein-Obst einigen Ertrag, der aber kaum jenen einer geringen Mittel-Ernte erreichte, und der äußerst heftige Sturm am 26. September schlug nicht nur Tausende von Früchten kurz vor deren völliger Reife herab, sondern beschädigte auch viele Bäume durch Zerbrechen der Aeste. Obschon in früherer Zeit bereits die Mittel zum Schutze gegen die Phalaena brumata durch Druckschriften bekannt gemacht worden waren, so blieben selbige doch fast ganz unbeachtet, daher sich auch Herzogliche Landesregierung bereit erklärte, säumige Gartenbesitzer künftig auf gesetzlichem Wege zur Vertilgung der Raupen anzuhalten, im Falle sich selbige beharrlich weigern sollten, die nöthigen Vorkehrungen zu treffen. Es ist nicht abzustreiten, daß die im vorigen Herbste in einzelnen Gärten gebrauchten Schutzbänder vom besten Erfolge waren; doch läßt sich auch nicht abläugnen, daß es Lagen mit vielem Obste gab, woselbst nicht der geringste Schutz gewährt worden war; auch war durch die sehr späte Entwicklung des Laubes nach allzu mildem Winter die Vegetation allzusehr verzögert – und gerade dadurch den Raupen viele Zeit gegeben worden, um nachtheilig einzuwirken. – Gleichwohl hielt es der Verein für Pflicht, Alles aufzubieten, um der weiteren Verbreitung der so schädlichen Insektenbrut mit möglichster Kraft entgegenzutreten. Es wurden daher die Gartenbesitzer nicht nur durch besondere Anleitungen in öffentlichen Blättern

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_039.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)