Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 057.jpg

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Ueberfluß. So fährt man, alle 3 Jahre von vorn wieder beginnend, fort, bis die Stöcke durch Abnahme der Größe der Früchte zeigen, daß der Boden trotz des Düngens nun zu sehr erschöpft ist, und dann muß man an einem andern Orte eine neue Pflanzung beginnen, oder den Boden ganz ausheben und mit gutem Gemüsegartenland ersetzen.

Schnitt. Derselbe beschränkt sich auf weniges; es handelt sich hauptsächlich um das zeitige Unterdrücken der überflüssigen Wurzelschößlinge und um das Beschneiden der zu Tragholz bestimmten Wurzelzweige auf 31/3–4½ Fuß Höhe, sowie um die Wegnahme der Zweige, die abgetragen haben.

Diese Methode hat ebenfalls sehr viel Gutes, namentlich die frühen Erträge durch die Herbstpflanzung und die fortwährende Verjüngung der Beete, doch wird ohne das bei der vorigen empfohlene Anheften der jungen und vorjährigen Zweige ein zu dichter Stand und nachtheilige Beschattung der Früchte kaum zu vermeiden seyn.

c. Kultur nach Bavay (Annales de Pomologie 1853).

Pflanzung. Man pflanzt den Himbeerstrauch von November bis März in mittelleichten, frischen Boden in halbschattiger Lage; die zweimal tragenden Sorten dagegen an sonnige Stellen. Außer der gewöhnlichen Vermehrung durch bewurzelte Schößlinge, kann man die Himbeeren auch durch, in Stücken zerschnittene Wurzeln leicht fortpflanzen. Man pflanzt die Himbeerstöcke im Viereck, nach allen Seiten 3½ Fuß von einander entfernt; sie liefern auf diese Weise angepflanzt 6–7 Jahre lang gute Ernten, wenn man jeden Herbst ihnen eine Düngung gibt.

Schnitt. Bei Beginn des Frühjahrs werden zunächst alle alten Hölzer, die Früchte getragen haben, ausgeschnitten; sodann schneidet man alle jungen Stengel auf 3–3½′ Länge, damit sich alle bleibenden Knospen öffnen.

Auch hier ist von einem Anheften nicht die Rede und es weicht diese Methode vorzüglich in der Art und Weise der Anpflanzung von den beiden früheren wesentlich ab.

Ich komme nun zu einer eigenthümlichen und von den drei genannten Methoden sehr verschiedenen Behandlungsart, deren Resultate ich im Lauf dieses Frühjahrs und Sommers zu beobachten Gelegenheit fand, und die ich als die einträglichste zu recht vielfacher Anwendung empfehlen kann. Eine dieses Frühjahr hier nach dieser Art eingerichtete und behandelte Himbeerpflanzung verspricht für das nächste Jahr einen ausgezeichneten Ertrag. Es haben die jungen Triebe von diesem Frühjahr (trotz etwas später Anpflanzung) bis jetzt – Anfang September – bereits eine Höhe von 9 Fuß erreicht und zeigen in einem gewöhnlichen Lehmboden und halbschattiger Lage eine Ueppigkeit der Blätter, die jeden in Erstaunen setzt. Diese Methode, deren Kenntniß ich einem werthen Freund, dem Gutsbesitzer und Gemeinderath Herrmann in Ottmarsheim bei Besigheim (Württemberg) verdanke, habe ich vor Kurzem auch im Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft gerühmt. Herrmann hat mir darüber nun folgende eigenhändige Notizen gegeben.

d. Kultur nach Herrmann.

Pflanzung. Man setzt die Pflanzen im Spätherbst oder ganz zeitig im Frühjahre auf gut umgegrabenes oder nach Bedürfniß rigoltes und gut gedüngtes Land; am zweckmäßigsten in einfacher Reihe, je 3½–4′ von einander entfernt. Die Setzlinge werden ½′ über dem Boden eingestutzt um recht kräftige junge Sommertriebe zu erhalten.

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_057.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)