Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 094.jpg

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einen Ausweg sucht, denselben aber nur dann finden kann, wenn er durch die Knospe einen neuen Trieb erzeugt. Wir haben aber gefunden, daß dieser Trieb oft eine Länge von 2–6 Zoll erreichte, ohne daß sich eine einzige Wurzel erzeugt hatte. Es bildete sich zwar an dem unteren Ende der Bögen Callus, welcher aber keine Wurzeln hervorbrachte; es mußten demnach natürlicher Weise die Triebe wieder absterben.

Diejenigen Holzgewächse, welche bei der gewöhnlichen Stecklingsvermehrung gedeihen, haben allerdings auf diese Weise (bogenförmig gesteckt) ein thätigeres Wachsthum gezeigt, mit Ausnahme der Quitten, welche bei der gewöhnlichen schiefen Einlegung besser antreiben und weniger ausbleiben.

Wir erlauben uns, die Resultate unserer Versuche hier aufzuführen. Dieselben waren folgende:

Im Jahr 1852: der wilde Holzapfel, der Johannisapfel, der holländische und französische Doucin wuchsen sehr gut; die Gemeine Holzbirne, und einige Reiser von Napoleon’s und Diel’s Butterbirne gingen, nachdem sie fast einen halben Schuh getrieben hatten, wieder zurück, obgleich sie schon anfingen Faserwurzeln zu erzeugen. Es dürfte hieran große Hitze und Trockenheit, nach unserer Ansicht, die Schuld tragen, sowie auch, daß die feinen kleinen Würzelchen nicht Nahrung genug für den schon ziemlich starken Trieb, im Verhältniß zu jenen, heranziehen konnten.

Ostheimer Weichsel-, Pflaumen-, Buchen- und Eichen-Stecklinge sind gänzlich unthätig geblieben.

Die Resultate von 1853 waren besserer Art, als die des vorangegangenen Jahres. Es sind gewachsen:

Der wilde Holzapfel; Pomme de St Jean; Gemeine Kirsche; Ostheimer Weichsel; der große Gobet; die Mirabolane, (Kirschpflaume) dieselbe wächst aber auch außer dieser Methode, auf die gewöhnliche Stecklingsvermehrung; Quitten sind zwar gewachsen, gedeihen aber viel besser und sicherer auf die gewöhnliche Methode; Prunus Mahaleb; Berberizen; Eichen, von 36 Stück Einlegern 3 Stück; Buchen gar keine; Himbeeren desgleichen; Stachelbeeren sind wohl einige gekommen, stehen jedoch zu den Einlegern in gar keinem Verhältniß; Johannisbeeren desgleichen; die Johannisbeere verträgt das Biegen nicht und wächst viel leichter auf gewöhnliche Weise. Einige gemeine Haselnüsse haben zwar sehr schön angetrieben, jedoch nur Callus und keine Wurzeln erzeugt; Weiße Maulbeere desgleichen; Schwarze Maulbeere, sowie Mespilus canadensis trieben gar nicht. Syringa vulgaris, sowie Symphoricarpus racemosa sind nicht gewachsen; Taxus baccata ist zwar gewachsen, wächst aber auch auf die gewöhnliche Methode.

Wir sehen durch das Angeführte, wie wenig diese neue Vermehrung eine Einführung für das Allgemeine verdient, denn auch angenommen, es wüchse der dritte Theil der eingelegten Reiser, so sind doch zwei Drittheil verloren, mit denen man eine große Anzahl Stämme veredeln könnte, deren Wachsthum doch viel sicherer ist.

Offen gestanden, würden wir immer die veredelten Bäume, denen durch diese Stecklingsmethode vermehrten, vorziehen. Wir halten im Allgemeinen es für besser, wenn Aepfel und Birnen, hauptsächlich, wenn sie zum Anpflanzen für rauhere Lagen bestimmt sind, in die Krone von kräftigen Wildlingen veredelt werden; wir haben in

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_094.jpg&oldid=- (Version vom 28.5.2018)