Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 130.jpg

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Angaben) nur als seltene Mißbildung (Abnormität) anzusehen, und so wie der Umstand, daß bei einigen Aepfeln und Birnen zuweilen nur 4, manchmal aber auch mehr als 5 Fächer vorkommen, im Allgemeinen nicht zu beachten seyn[1]. Es dürfte daher der Apfel wohl als 5kernig oder als mehr als 2kernig, in jedem Fache, zu bezeichnen seyn.

Bei der Quitte stehen die Kerne in zwei Reihen, dicht gedrängt über einander, 10–16 in einem Fache.

Zu 3. Was die Textur des Fleisches dieser Früchte betrifft, so sagt schon Hirschfeld in seiner Fruchtbaumzucht 1788. S. 113: „das Fleisch der Aepfel ist durchaus milde, in den Birnen hingegen voll kleiner Steinchen, wovon ein Theil unmittelbar unter der Haut sitzt“ und Schkuhr gedenkt in seinem Handb. a. a. O. ebenfalls „des griesichten Fleisches der Birnen“ und „des nicht griesichten oder steinichten“ der Aepfel. (Auch Christ im pomolog. Wörterbuch, 1802. S. 143.) Bei den Aepfeln besteht dasselbe aus vielen zusammengehäuften, mehr oder weniger großen, mit Saft erfüllten Zellen, ohne irgend einige steinige, oder cristallinische Absonderungen, ist also dem anderer Pflanzentheile anscheinend sehr ähnlich; während das Zellgewebe der Birnen aus weit kleineren, zusammengedrängten und mit Saft und steinigen Körnchen (holzigen oder steinigen Absonderungen) erfüllten Zellen (nach andern holzig gewordene Zellen) gebildet ist. Diese Verschiedenheit des Zellgewebes der Aepfel und Birnen erwähnt auch Loudon a. a. O. S. 894. und gibt aus Martyns neuer Ausgabe von Miller Gartenlexikon, 1819. an: „daß die Zellen des Apfels schmal und an beiden Seiten zugespitzt seyen, dagegen die der Birnen fast eiförmig, nach außen breiter und am Ende nach der Mitte der Frucht spitzer zulaufend. Auch Couverchel a. a. O. S. 418. und 457. beschreibt nach Turpin und Mirbel’s mikroskopischen Untersuchungen die Verschiedenheit des Zellgewebes ausführlich. Es ergibt sich daraus seiner Meinung nach auch die Verschiedenheit des spezifischen Gewichts der Aepfel und Birnen, man mag nun selbige nach Turpin von den körnigen Absonderungen in den Birnen, welche in den Aepfeln gänzlich fehlen, oder von der größeren Menge des Zuckerstoffes in den Birnen, wie Couverchel ableiten; immer wird, wie Couverchel sagt: „ein Stück einer Birne im Wasser untersinken, während ein Stück Apfel auf dem Wasser schwimmt.“ – Ich kann dieß jedoch hinsichtlich der Birnen nicht so ganz und wörtlich bestätigen, indem viele Birnen ebenfalls leichter als Wasser sind und daher auf demselben schwimmen, wenn sie sich auch etwas tiefer einsenken, als die Aepfel. Daher kann ich auch hierin kein sicheres Unterscheidungszeichen für Birnen und Aepfel finden. Es kommt aber hiebei auch sehr viel auf die mehrere oder mindere Reife der Früchte an und nur von der völligen Reife der Frucht kann die Rede seyn. Daß auf dieser Verschiedenheit des Zellgewebes und der Säfte der Aepfel und Birnen, auch der in mehreren Schriften bemerkte Unterschied beruht, daß der Apfel wohl fault, aber nie teig wird, wie die

Birne, dürfte wohl außer Zweifel seyn. Es


  1. Die Zahl der Fächer hängt stets mit der Zahl der Griffel zusammen; bei den Pigeons, wo so oft ein viertheiliges Kernhaus vorkommt, finden sich dann auch nur 4 Griffel und so kann wohl durch Verkümmerung eines oder mehrerer der fünf Griffel auch eine Mißbildung des Kernhauses veranlaßt werden.
    L.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)