Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 132.jpg

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Betrachtung kann man aber auch schon diese Körnchen fast bei allen Birnen von Außen unter der Schale bemerken. Die Schale des Apfels dagegen ist häutig, ohne körnige Unterlage[1]. Auch unter der Haut der Quitte ist eine besondere Lage Körnchen, wenigstens mit bloßem Auge nicht zu bemerken.

Versteht man unter Quitte, wie schon gedacht, neuerlich von mehreren geschehen ist, nur unsere gemeine Quitte mit ihren Varietäten, trennt also davon die sogenannte japanische Quitte oder Mispel (Cydonia oder Mespilus japonica), so finden sich noch einige hier nicht unerwähnt zu lassende Unterschiede zwischen der Quittenfrucht und der Apfel- und Birnfrucht. Die Frucht der Quitte ist nämlich völlig ungestielt, d. h. sie hat nie einen besondern Fruchtstiel, sondern sitzt unmittelbar auf dem Zweige auf. Die Frucht der Quitte ist ferner mit Filz bedeckt; der auf der Frucht stehen bleibende Kelch ist völlig blattförmig, oder besteht aus vollkommenen, kleinen Blättern, und die äußere Hülle der Samen ist schleimig.

Fasse ich nun dieses Alles kurz zusammen, so würde ich in pomologischer Hinsicht den Unterschied zwischen Apfel, Birne und Quitte folgendermaßen feststellen:

1) Apfel. Eine gestielte Apfelfrucht[2] mit 5fächriger Kapsel und zusammengedrückten,


  1. Unter der Schale des Apfels liegen sogar sehr häufig äußerst lockere, zarte und durchsichtige Zellen, die sich als Stippchen (wie sie Diel nennt) oder hellere Punkte von besonderer Feinheit dem Auge besonders bei vielen feinschaaligen Aepfeln bemerkbar machen.
    L.
  2. Zur Belehrung Derjenigen, die nicht größere botanische Studien gemacht haben, bemerken wir, daß die Apfelfrucht im weiteren Sinne (Pomum) die Frucht der Apfel, Birnen, Weißdornarten, Mispeln, Quitten u. s. w., keine echte Frucht ist, keine solche nämlich, die nur aus der Umwandlung des Fruchtknotens unmittelbar entstanden ist. Wie bei der Rosenfrucht, der Feige u. s. w. sind nämlich die Ränder des obersten Theils des Blüthenstiels bei den Pomaceen über die Mitte hinaus gewachsen, so daß eine Vertiefung gebildet wird, in der nun bei der Feige die ganzen Blüthen, bei der Apfel- und Rosenfrucht nur der Fruchtknoten sich befinden. Was wir bei den genannten Scheinfrüchten das Fleisch nennen,
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)