Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 158.jpg

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grün und sitzt in einer kleinen schüsselförmigen Vertiefung. Die Kirsche ist recht schön groß, rundlich, unten (am Stielende) etwas abgeplattet, auf der Furchenseite etwas gedrückt, doch ohne daß die Furche oder vielmehr die Naht anders, als durch einen dunkler roth gefärbten Strich bemerklich wäre. Der kleine gelblich-weiße Stempelpunkt sitzt auf der Mitte der Frucht. Die Farbe der Haut ist röthlich-gelb, im recht reifen Zustande lichtroth, den Glaskirschen ähnlich, doch schattirt durch dunklere, kleinere und größere Punkte und auch die blasser gefärbten Kirschen sind auf der Sonnenseite fein dunkler roth marmorirt und punktirt. Die Haut ist glänzend, dünn, und so durchscheinend, daß man, gegen das Licht gehalten, das Zellgewebe des Fleisches und den Stein der Frucht erkennen kann. Das Fleisch ist gelblich-weiß und durchscheinend, sehr saftig, der Saft nicht färbend und von lieblich säuerlich-süßen, den Weinbeeren ähnlichem Geschmack. Der Stein ist länglich-rund, nicht groß, er hängt selbst im überreifen Zustande (ausnahmsweise gegen viele andere Kirschen) noch ziemlich fest mit dem Stiele zusammen und es bleibt gewöhnlich auch ein wenig Fleisch an demselben haften. Die Frucht und auch ihr Baum mit seinen großen breiten Blättern und aufrechtstehenden Zweigen hat große Aehnlichkeit mit denen der Kirsche Larose aus Paris (von welcher ich in den Verhandlungen unseres Vereins Heft 5. S. 49. Nachricht gegeben habe), doch finde ich in der Form der Kirsche noch einige Abweichung, indem Larose nach oben (dem Stempelpunkte) hin mehr zugespitzt ist, wogegen die Dauphine durchaus rund ist und der Geschmack der letzteren ist nicht so sauer, sondern pikant säuerlich-süß und sie ist früher reif, zu Anfang des August, während Larose, die ich auch in diesem Sortimente unter dem folgenden Namen wiederfand, erst zu Ende des Monats oder Anfangs September zur Zeitigung gelangte.

Cerise de Saxe. (Sie ist als Frucht erster Qualität, groß, im Juli zeitigend, aufgeführt). Dieselbe ist nun aber wirklich nicht von der ebengenannten Larose verschieden. Obgleich mit der vorhin erwähnten unter gleichen Verhältnissen erzogen, wurde sie doch erst zu Ende des August reif, allein einzelne Exemplare waren auch da noch ungenießbar. Der Geschmack der zuletzt unter einem Glasfenster gezeitigten nahezu dunkelrothen Kirschen, an welchen sich bei der fast eingetretenen Ueberreife der Stiel vom Steine ziemlich gut löste, war zwar etwas weniger hervorstechend sauer, der Mangel an Gewürz wurde aber auch an diesen Früchten verspürt und es ist deshalb diese Sorte nicht zur Weiterpflanzung zu empfehlen.

Cerise Montmorency-Bourgeuil. (Große Frucht von erster Qualität, im Juli zeitigend, nach P.). Sie gehört ebenfalls nach ihren starken aufrechtstehenden Zweigen in die Klasse der Glaskirschen und ist eine von mir im von Truchseß’schen Sortimente z. Z. noch nicht gesehene Frucht; Der Stiel ist kurz (5/4″ lang), ziemlich dick und stark und grün, und sitzt in einer ziemlich tief eingesenkten Höhlung. Die Frucht ist groß oder doch ziemlich groß, rundlich, doch oben und unten plattgedrückt, und auch auf der Furchenseite gedrückt, dagegen auf der gegenüberstehenden Seite gewölbt. Die Naht ist nur durch eine dunklere Linie angedeutet. Der gelbliche Stempelpunkt steht in einer sehr kleinen Vertiefung. Die Haut ist weniger dunkelroth als an andern Lichtkirschen, die Farbe ist ein gleichsam

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)