Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 159.jpg

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Jaspis-artiges Roth. Dabei ist die Haut sehr durchsichtig und man erkennt die gelblich gefärbten Fleischfasern unter derselben. Der Geschmack ist weinartig süß-säuerlich. Der Stein ist verhältnißmäßig klein, etwas breitgedrückt-rundlich, er hängt fest mit dem Stiele zusammen und es bleiben Fleischfasern an ihm hängen. Ihre Reife ist zu Ende Juli. – Vielleicht ist es die Bleichrothe Glaskirsche des Freiherrn von Truthseß, mit deren Beschreibung sie ziemlich stimmt, allein deren Früchte sollen nur mittelgroß und der Stiel 1½–2″ lang seyn. Wegen ihres kurzen Stieles steht sie dem Großen Gobet sehr nahe, auch treibt der Baum dessen sitzende Blüthendolden mit kurzgestielten breitblättrigen, ziemlich großen Blüthen und er hat wie der Große Gobet in der Jugend ziemlich aufrechtstehende Zweige, allein der Große Gobet wird viel intensiver roth und seine Blattstiele sind etwas röthlich gefärbt, was ich an der Bourgeuil-Montmorency nicht bemerken kann.

Angleterre hative (als Frucht vom allerersten Range, im Juni zeitig, von dunkelrother Farbe im Kataloge bezeichnet) hat sich als eine im August zeitige ziemlich große Glaskirsche von recht gutem Geschmacke erwiesen, doch will sie noch weiter beobachtet und verglichen seyn.

Cerise de Planchoury (von Pap. nur dem Namen nach genannt) ist nach der Vegetation des Baums und nach einer einzigen davon erhaltenen Frucht jedenfalls auch eine Glaskirsche.

E. Weichseln.

Griotte du Nord (im Verzeichniß von Pap. bezeichnet als Frucht erster Qualität, groß, schwarz-braun, im September und Oktober reifend, der Baum zur nördlichen Exposition und die Frucht zur Branntweinbereitung geeignet. – In Augustin Wilhelm’s Katalog erscheint die Griotte du Nord als synonym mit „Morello“ und „September- und Oktoberweichsel“). Die erhaltene Sorte entspricht weder den Angaben im Verzeichniß des Versenders noch denen im weiter genannten Kataloge, denn sie wurde schon Ende Juli reif. Ich hielt sie Anfangs für die Ostheimer Weichsel und besonders die Bäume beider haben mit einander viel Aehnlichkeit, auch sahen sich die Früchte bis zu einem gewissen Punkte ähnlich, die Farbe der in Frage stehenden Kirschen ist aber weniger braunroth und ihr Stiel dicker und kürzer, auch sind die Blätter des Baums etwas stärker dunkelgrün gefärbt, als die der Ostheimer Kirsche. Sie stimmt mit keiner der mir bekannten Truchseß’schen Weichselsorten überein, auch nicht mit der später zeitigenden Büttner’s September- und Oktoberweichsel, am meisten noch mit der Beschreibung der Braunen Soodkirsche (die ich zur Zeit nicht selbst kenne), allein im Deutschen Obstgärtner Bd. 10. ist letztere mit einem sehr langen Stiele abgebildet.

Der Stiel der Griotte du Nord dagegen ist kurz, kaum 1½ Mal so lang, als die Kirsche hoch ist, er ist dick und stark, grün, auf der Sonnenseite jedoch etwas bräunlich gefärbt. Die Kirsche ist groß, wenigstens so groß, als die Ostheimer Kirschen und von Form dieser auch sehr ähnlich, nur etwas mehr hochgebaut, sonst rundlich, auf den Seiten etwas breitgedrückt, die Naht ist nur als eine lichtere, bei manchen Exemplaren auch als eine dunklere Linie sichtbar. Der Stempelpunkt sitzt in einem kleinen Grübchen. Die Farbe ist lichtbraun-röthlich, aber stets dunkler, als die Farbe der Glaskirschen, die Haut ist dünne und fast durchscheinend, so daß man

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)