Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 184.jpg

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einer gärtnerischen Behandlung, von einem Schutz vor Kälte, von einem Begießen oder Lockern des Bodens, von einer Düngung, von einem Ausbrechen des Laubes, um die Früchte besser der Sonne bloszustellen, von einem Ausbrechen der Früchte, um statt der Masse wenigere aber schönere zu erzielen, weiß man hier nichts. Als Spalier oder Zwergbaum taugt bei uns der Pfirsich nicht, es sind lauter Hochstämme, welche unserer Gegend zur Blüthezeit einen eigenen Reiz verleihen, da man, so weit das Auge trägt, nur die prachtvoll gerötheten Kronen der Pfirsiche sieht. Dieser Sorglosigkeit in der Kultur dürfte es aber zuzuschreiben seyn, daß der Baum nur wenig Jahre dauert. In 10 bis 12 Jahren stirbt er ab, oder er wird bis auf die obersten Spitzen so kahl, daß es ökonomischer ist, dem jungen Baum, der daneben wuchert, Platz zu machen, und den alten herauszuschlagen. Er verträgt sich mit der Rebe sehr gut, seine Wurzeln wuchern nicht weit herum, Schatten macht er sehr wenig, denn er bleibt ein stets leicht und zart verästelter Baum, auch saugt er wenig Dünger aus der Erde; frischen Dünger verträgt er nicht, denn, legt man den daneben stehenden Reben Dünger bei und läßt den Kranz, wo ein Pfirsichbaum steht, nicht unberührt, so läuft man Gefahr, daß er abdorre. Von mehreren Autoren wird gerathen, die Pfirsichbäume mehrmal zu versetzen, die Pfahlwurzel einzukürzen und drei oder vier Mal den Standort zu wechseln, man soll dadurch viel schönere Früchte bekommen; bei uns wäre es nicht anzurathen, denn in drei oder vier Jahren wird hier der Baum so stark, daß er das Versetzen nimmer verträgt und ausbleibt oder verkümmert.

Es soll aber nun meine Sorge seyn, einige Pfirsichbäume nach der Anweisung des von Herrn Jäger bearbeiteten französischen Werkes von J. A. Hardy zu behandeln, und über den Erfolg der hier sehr rasch zu erwarten steht, seiner Zeit zu berichten.

Anm. d. Red. Wir sind Herrn v. Zallinger sehr dankbar, daß er unserer Bitte um Mittheilungen über die Kultur der Pfirsiche bei Botzen so freundlich entsprach und diese interessante Abhandlung einschickte. Wenn man diese prachtvollen Exemplare von Pfirsichen sieht, die von Botzen aus versendet werden – wir sehen eine Anzahl derselben in Salzburg; herrliche Früchte, zum Theil faustgroß und darüber, die zu der Ausstellung, welche Anfang September 1851 bei Gelegenheit der Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe stattfand, von Botzen gesendet worden waren – so sollte man wahrlich nicht glauben, daß so ganz ohne Beihilfe der Kunst die Natur diese kostbaren Früchte erzeugt habe. Ob nicht doch durch eine entsprechende ganz einfache Behandlung, mäßiges Beschneiden, sowohl die Dauer der Bäume verlängert, als auch noch edlere Früchte erzielt werden können, werden die Versuche unseres verehrten Mitarbeiters v. Zallinger bald beweisen. Gewiß interessant wäre es auch, die bekannten edelsten Pfirsiche aus Frankreich und Italien dort zu cultiviren, sowie namentlich auch Anzuchten aus Steinen von den edelsten französischen, belgischen und neueren englischen Pfirsichen dort vorzunehmen.



Ueber eine neuere von den Pariser Obstzüchtern aufgestellte Hauptregel des Baumschnitts.
Vom Garteninspektor Ed. Lucas in Hohenheim.

In Dubreuil’s theoretisch-praktischer Anleitung zur Baumzucht, deutsch bearbeitet von Dr. A. Dittrich, finden sich hier und da gar seltsame Widersprüche; man vergleiche nur die beiden folgenden Sätze, die ich wörtlich mittheile und welche bei Vergleichung

mit der französischen Original-Ausgabe[WS 1]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. A. Du Breuil: Cours élémentaire théorique et pratique d’arboriculture. Masson / Langlois et Leclercq, Paris 1846 California
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)