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gegeben hat, wonach nun jene im Eingang ausgeführten beiden Regeln als richtig erscheinen, Dubreuil’s und Pacquet’s Anwendung der Theorie der Ernährung des Baumes durch die Blätter hier aber ganz am unrichtigen Platze ist.

Für die Praxis hat jene Regel der neuern Cultivateure einen großen Werth, namentlich um schöne und regelmäßige Pyramiden zu bilden. Man kann unter Beachtung der Angaben Puvis’s jetzt den untern Zweigen einer Pyramide, wenn sie auch schwächer sind als höher stehende (wie es bekanntlich oft vorkommt), doch ihre ganze Länge lassen, oder sie nur wenig einstutzen und der Form der Pyramide entsprechend, die obern, wenn gleich stärkern Zweige kurz schneiden, durch das Pincement (Abnehmen der krautartigen Spitzen der jungen Triebe, wenn sie ¾–1 Zoll lang sind) wird das Gleichgewicht hergestellt, indem dieses so wirksame Mittel zur Hemmung des Triebes bei allen auf den stärkern Zweigen erscheinenden Trieben vorgenommen wird, die dadurch trotz dem kurzen Schnitt sehr im Wuchs zurück gehalten werden, während jenen schwächern, lang geschnittenen Zweigen, der in erstern aufgehaltene Saft zuströmt und eine entsprechende Entwicklung derselben veranlaßt.



Nähere Angaben über Anfertigung der Namenhölzer für Probebäume.
Vom Superintendenten Oberdieck.

Nachdem ich an Herrn Garteninspektor Lucas zur Ansicht ein paar Namenhölzer gesandt hatte, wie ich sie an meine Probebäume hänge, und in meiner Brochüre über Probebäume empfohlen habe, hat derselbe, von deren Zweckmäßigkeit überzeugt, mir den Wunsch geäußert, daß ich mich in der Monatsschrift näher über deren Anfertigung äußern möchte. Ich folge dem Wunsche um so lieber, da die Probebäume gegenwärtig für die Obstkunde bereits eine besondere Wichtigkeit erlangt haben, auch allmälig das Vorurtheil schwindet, als ob das Obst auf ihnen veränderlicher, oder weniger vollkommen seyn würde, als wenn je eine Sorte einen ganzen Stamm einnimmt, in welcher Hinsicht auch ich, nach Erfahrung und physiologischen Grundsätzen noch immer ganz der schon in meiner obgedachten Brochüre geäußerten Ansicht bin, daß es ganz einerlei in den Wirkungen für äußere Gestaltung des Obstes ist, ob Eine Sorte auf hundert verschiedenartige, aus edlern Kernen gezogene Wildlinge gepfropft wird, oder ob hundert Sorten auf einer und derselben Unterlage angebracht worden.

Der in Blei oder Blech eingeschlagenen Nummern habe ich mich bei den Probebäumen nie bedient, theils weil man ohne besonderes Zahlengedächtniß darin allzuleicht irrt, theils weil es zu viele Vortheile für Gewinnung von Obstkenntniß hat, wenn man beim Durchsehen der Früchte auf den Probebäumen, bei jeder Sorte gleich den vollen Namen, nebst Bezugsquelle, Reifzeit und andere dienliche Notizen hat, und dadurch weit eher Vergleiche anstellen und sich vieles rascher merken kann, was sonst schwerer wahrgenommen und behalten wird. Auch Namentafeln von Blei, Zink, oder angestrichenem Blech habe ich nicht gewählt, weil sie theils theurer, theils nicht haltbarer sind, als die Namenhölzer, vorzüglich aber, weil sie durch die Bewegung im Winde den Draht, womit sie befestigt sind, leicht durchschaben und

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_189.jpg&oldid=- (Version vom 28.10.2018)