Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 190.jpg

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herabfallen. Ich nahm daher zu den Namentafeln, wie hier stehend eine dargestellt ist, kleine Holztäfelchen von gutem, knastenfreien,

geradfaserigen Tannenholze, die an beiden Enden stumpf zugespitzt wurden, damit das Regenwasser daselbst nicht stehen bleibe, und dann gegen das eine Ende hin mit zwei, einander gegenüberstehenden Kerben versehen wurden, um durch diese den Draht zu legen, womit sie an den Probezweig befestigt werden sollen. Zu diesem Draht nehme ich weder Bleidraht, noch Messingdraht, die sehr bald durchbrechen, oder abrosten, sondern guten Eisendraht; aber viel kommt darauf an, daß man von Letzterem solchen erhalte, der nicht brüchig ist, indem seit 6–8 Jahren ich öfter solchen erhielt, der, auch noch so sorgfältig geglühet, beim schärferen Zusammendrehen mit der Drahtzange stets abbrach, was bei weniger brüchigen Sorten nicht vorkommt. Den Draht nahm ich etwa von der Dicke eines dünnen Bindfadens, und wird er vor dem Glühen mit einer Zange mit zusammenstehender scharfen Kante, womit man auch Nägel auszieht, in solcher Länge abgezwickt, daß die später zusammengeschränkten Enden dem Zweige, um welchen er gelegt wird, Raum genug zu seiner Verdickung lassen, und nicht zu besorgen steht, daß der Draht einschneide. Werden mehrere hundert Sorten auf denselben erwachsenen Probebaum gesetzt, so können die Drahtenden an beiden Seiten des Hölzchens oft sogar noch um Weniges kürzer seyn, als in der Abbildung[1]; für Zweige noch junger Bäume von Kirschen, Pflaumen etc., wo nur wenige Sorten auf denselben Baum kommen und daher merkliches Zunehmen der Zweige an Dicke zu erwarten steht, nehme ich sie etwas länger. Wollte aber je ein Draht einschneiden, so können leicht die Oehre an seinen Enden ausgebogen und ein neues Drahtstück von hinreichender Länge dazwischen, durch Verschränkung von Oehren, angebracht werden. Das Abzwicken des Drahtes mit der Zange geht rasch, wenn man erst eine Probelänge macht, diese dann weiter an dem Draht anlegt, mit der Zange hinter ihrem oberen Ende den Draht faßt, die Probelänge weiter hinauf anlegt und mit dem Drahte faßt und nun erst das mit der Zange gefaßte Ende abzwickt. Die abgezwickten Enden werden in Bündel mit Draht zusammengebunden und in hinreichend großem Feuer gut geglüht. Soll ein Drahtstück um das Hölzchen befestigt werden, so wird es auf einer der breiten Seiten desselben zwischen


  1. Die Abbildung zeigt 2/3 der wirklichen Größe.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_190.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)