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ist, wodurch man Zweige, die nahe am Boden sich befinden, viel besser einzuschneiden

im Stande ist, als wenn, wie früher, beide Arme gleich stark oberhalb der Schraube gebogen sind. Sicherheit und Schnelligkeit des Schnitts machen auch dieses Werkzeug für den Baumzüchter recht schätzbar.

Die Abbildung zeigt die Ablegerzange in 1/3 ihrer Größe; dieselbe kostet bei Dittmar 3 fl. 12 kr.

Ed. Lucas.



Ueber den Schnitt des Leitzweiges in Baumschulen.
Vom Herrn Gutsbesitzer Hoverbeck in Queetz bei Gutstadt in Ostpreußen.

Wer die Vortheile der bekannten Dittrich’schen Methode bei Erziehung von Hochstämmen einmal kennen gelernt hat, wird ihr wohl jedenfalls treu bleiben, wenigstens wenn es ihm mehr um Erziehung tüchtiger brauchbarer Stämme, als glatt aussehender, aber schwächlicher Ruthen zu thun ist. Dabei ist freilich nicht zu läugnen, daß der jährliche Rückschnitt des Leitzweiges öfters Veranlassung zu Krümmungen gibt, die dem Wuchse des Bäumchens an sich wenig Schaden bringen, indeß dem Auge doch unangenehm auffallen. Erzieht Jemand seine Bäume auch nur für den eigenen Bedarf, so wünscht er doch etwas möglichst Vollkommenes zu erhalten, wozu auch das schöne Aussehen gehört; wer aber zum Verkaufe züchtet, der hat noch mehr Ursache, nach einer dem Auge wohlgefälligen Form zu streben, sofern die innere Tüchtigkeit des Produkts nicht darunter leidet.

Bei Anwendung des jährlichen Rückschnitts bemerkte[WS 1] ich in meiner Baumschule sehr bald, wie viel kräftiger und werthvoller meine Bäumchen wurden, aber auch gleichzeitig, daß dabei ein völlig gerader Hochstamm bei Kernobst eigentlich eine Ausnahme von der Regel war. Um diesen Fehler zu verbessern, versuchte ich es, bei dem jedesmaligen Rückschnitte des Leitzweiges über dem obersten Auge einen Zapfen von 2 bis 3 Zoll Länge stehen zu lassen, und den neu entstehenden Leitzweig, während er noch weich und biegsam war, mit Bast daran anzubinden. Diese Methode hat sich mir bei mehrjähriger Anwendung als vollkommen genügend erwiesen, und da Herr Garteninspektor Lucas, dem ich sie mittheilte, sie für neu hält, und mich zu ihrer Veröffentlichung auffordert, so habe ich hiemit diesem Wunsche genügt. Die Sache ist an sich so einfach, daß dabei wenig zu beschreiben ist; darum nur noch ein paar Worte.

Ich wende den Rückschnitt gewöhnlich bei Aepfeln, Birnen und Pflaumen an, bei

Kirschen nur ausnahmsweise, wenn ihr

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Rückschritts demerkte
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)