Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 208.jpg

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nicht taugte, der wieder auch in Eldenas Boden gern krebsig wird, so daß der Herr Verfasser einen solchen Stamm mit Ribstons Pepping umpfropfte, worauf er gesund wuchs, der in Württemberg so allgemein geschätzte Luikenapfel, nach seinen bestimmten Erfahrungen im nördlicheren Deutschland ohne Werth sey.[1] — Wir müssen noch hinzusetzen, daß selbst wiederholte Provinzialausstellungen allein Genügendes für richtige Kenntniß der Namen und des Werthes der Obstfrüchte nicht leisten werden, denn, abgesehen davon, daß man bei den Ausstellungen fast immer nur Herbst- und Winterfrüchte vor Augen haben kann, auch über Verschiedenheit oder Identität vieler Obstsorten erst die Vergleichung der Vegetation entscheidet, würde ja alle erfolgte Berichtigung, wenn deren Resultate und Früchte nicht an einem bestimmten Orte gesichert und der Zukunft aufbewahrt werden, in 20–30 Jahren mit dem Wechsel der betheiligt gewesenen Personen wieder verloren gehen und die Arbeit von Neuem beginnen müssen. Deßhalb ist unser Ceterum censeo, daß zu allernächst für die Anlage größerer pomologischer Gärten in verschiedenen Gegenden Deutschlands zu sorgen sey, ohne welche alle anderen Bemühungen keinen nachhaltigen Erfolg haben werden. Möchten die Regierungen die nöthigen Geldmittel dazu hergeben! Daß es nicht schon geschehen ist und die Regierungen bei einem in die Landeswohlfahrt so eingreifenden Culturzweige bisher so wenig rechte Theilnahme zeigen und rechte Unterstützung geben und man noch immer klagen muß, wie Diel[WS 1] in der Vorrede zum 10. Apfelheft: „bis jetzt thaten Privatpersonen für den Obstbau mehr, als die Staaten selbst,“ ist in der That ein großer Uebelstand. Doch diese Anzeige hat sich bereits, bei dem reichhaltigen Inhalte der Schrift, so ausgedehnt, daß wir uns versagen müssen, manches Andere näher zu berühren, und wollen wir nur noch kurz erwähnen, daß (S. 181) die neuerdings wieder beregte Erziehung der Obstbäume aus Stecklingen als praktisch werthlos erwiesen wird[WS 2]; S. 187 sich sehr zweckmäßige Rathschläge zum angemessenen Sortiren der Wildlinge in der Baumschule finden; S. 192 die Pflanzung der Obstbäume in mit fetter Erde gefüllte Löcher als schädlich bezeichnet, S. 198 als beste Manier, das Obst länger zu conserviren, dessen Einpackung in Tonnen mit zwischengelegtem trockenen Sande, so daß die Früchte sich nicht berühren, angegeben, und S. 148 als zweckmäßiges Schutzmittel gegen die Traubenkrankheit das von C. Bouché angewandte Abwaschen der Mauern, Spaliere und Reben im Frühlinge mit starker Lauge von Holzasche angerathen wird.

Wir scheiden von dem Herrn Verfasser mit herzlichem Danke für seine werthvolle Gabe.

Oberdieck.



IV. Notizen und Mittheilungen aus Zeitschriften etc.


Pomologische Lesefrüchte aus der Gartenflora, herausgeg. von E. Regel, Obergärtner und Privatdocent in Zürich, nebst Zusätzen des Referenten.

Garteninspector Lucas in Hohenheim hat die Aufgabe gelöst, ein kleines Sortiment Aepfel und Birnen, je 10 Sorten, welche auf der Obstausstellung von Naumburg als die der Verbreitung würdigsten bezeichnet wurden, nach ihrer Eigenthümlichkeit, Wuchs, Reifzeit, Nutzung, Bepflanzung, unter Berufung auf die Beschreibungen derselben in Dittrichs Handbuch einer nähern und gründlichern Untersuchung zu unterwerfen und die Auswahl zu rechtfertigen. Die empfohlenen Sorten (wohl den meisten Lesern schon bekannt) sind folgende: I. Aepfel. 1) Pariser Rambourreinette, 2) Englische Wintergoldparmäne, 3) Calvillartiger Winterrosenapfel, 4) Carmeliter Reinette, 5) der Gravensteiner Apfel, 6) die Große Casseler Reinette. 7) der Rothe Wintertaubenapfel, 8) Edler Winterborsdorfer, 9) Luikenapfel, 10) Großer rheinischer Bohnapfel. II. Birnen. 1) Weiße Herbstbutterbirne, 2) Grumkower Winterbirne, 3) Napoleons Butterbirne, 4) Forellenbirne, 5) Capiaumont’s Herbstbutterbirne, 6) Coloma’s Herbstbutterbirne. 7) Coloma’s köstliche Winterbirne, 8) Hardenpont’s Winterbutterbirne, 9) Großer französischer Katzenkopf


  1. Vergleiche damit meine Notiz in Heft 4, S. 135, wo ich bemerklich gemacht, daß Jühlke von Metzger sehr wahrscheinlich gar nicht den ächten Luikenapfel erhalten habe, und diese Sorte unächt besitzen werde.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Dieß (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  2. Vorlage: sich als praktisch werthlos erweisen wird (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)