Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 233.jpg

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eine Birne, welche er ohne Namen von v. Mons empfangen, und unter verschiedenen Namen versendet, nunmehr aber ihr den Namen v. Humboldt’s Butterbirne beigelegt hat. Nach der S. 313 f. davon gegebenen Beschreibung (wo freilich sehr verschiedene Formen der Frucht angegeben werden) finde ich nichts, was nicht mit Alexander (obschon diese, wie die Abbildung zeigt, bei mir weit größer und regelmäßiger ist), mit Rücksicht auf den Standort etc., zu vereinigen wäre, als daß die Frucht zuweilen auf der Kelchfläche aufstehen könne. Denn die Bemerkung: „daß die Grundfarbe der feinen Haut vom Baume eine gelblich-grüne sey“ (die Angabe des Kolorits der reifen Frucht fehlt), kann ich nicht als etwas Wesentliches ansehen, vielmehr als auf den Standort begründet annehmen. Mehr stört mich, daß „von einem grünlich zimmtfarbigen, später schön zimmtfarbigen Rost, welcher die Schale leicht überdeckt“, die Rede ist, auch daß das Kernhaus als klein, geschlossen, die Kammern eng, angegeben werden. Doch scheint mir wahrer Rost immer nur als etwas Zufälliges, vom Standort und Witterung Abhängiges, und die Begriffe von Größe oder Kleinheit des Kernhauses scheinen mir noch nicht recht festzustehen, auch ist, so viel ich beobachtet habe, das Kernhaus der Birnen stets geschlossen, d. h. die Fächer öffnen sich nicht regelmäßig nach der Axe zu, was nur ausnahmsweise bei üppigen Früchten und an einzelnen Fächern vorkommt, wie das Abreißen des Kernhauses vom Stiel etc. Auch daß die Reifzeit erst Nov. 4 W. angegeben ist, scheint mir nicht entscheidend, da dabei auf Jahreswitterung und den Ort der Aufbewahrung sehr viel ankommt. – Nur die Aehnlichkeit, welche man nach S. 313 mit Marie Louise gefunden haben will, fällt mir besonders auf. Von einer solchen kann zwischen Alexander und Marie Louise nicht die Rede seyn, und beziehe ich mich hinsichtlich der letztern auf die von mir schon 1837 im Universalblatt und neuerlich in Nr. 44 der agronomischen Zeitung Jahrg. 1854, in Uebereinstimmung mit den Abbildungen und Beschreibungen von v. Mons, Downing etc., gegebene Beschreibung und Abbildung derselben.

Unter diesen Umständen schien es mir sehr angemessen, dem gesammten pomologischen Publikum die verwandte Reihe von Flaschenbirnen, insbesondere den Pomologen, welche Alexander, Prinzessin Marianne, die späte Calebasse Bosc oder die Humboldt’s Butterbirn und Marie Louise selbst erbaut haben, zur Entscheidung vorzulegen. Es handelt sich hier nicht bloß um Feststellung von Namen und Synonymen; es handelt sich um genaue Kenntniß und Unterscheidung dreier, vielleicht noch mehrer guter, auf geeignetem Boden und Standort (wie sich von selbst versteht) empfehlenswerther Obstsorten, woran jedem praktischen Obstzüchter gelegen seyn muß, indem den individuellen Verhältnissen die eine oder die andere mehr oder weniger entsprechen wird. Möge diese Mittheilung und Zusammenstellung etwas beitragen, die Beurtheilung der einschlagenden Sorten zu erleichtern. –

Sollte Alexander mit v. Humboldt’s Butterbirn identisch seyn, so würden sich zwar beide Namen mit vollem Rechte in „Alexander von Humboldt“ vereinigen. Doch würde ich in diesem Falle selbst für Weglassung des ersten Namens stimmen, dagegen aber wünschen, daß dieselbe, um die natürliche Familie zu bezeichnen, wohin sie gehört, statt Butterbirne „Flaschenbirne“ genannt werde.

v. Flotow.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_233.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)