Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 244.jpg

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Krankheiten unterworfen und weniger dauerhaft, als das Unedle; aber sollen wir darum die rohen Sorten oder gar Holzäpfel pflanzen? So sind denn auch die aus Samen gefallenen, wirklich edlen Sorten eben sowohl zarter, und erreichen in der Regel kein so hohes Alter, als die mehr dem wilden Naturzustande sich nähernden Früchte. Dagegen machen unsere Pomologen genug Obstsorten auch unter den alten bemerklich, die gesund sind, groß und alt werden, und diese pflanze man an, wenn man auf reichlichen Ertrag und lange Dauer der Stämme sieht. Will Jemand nur aufmerksamer beobachten und sich weiter umsehen, so wird er in vielen Fällen finden, daß Kränklichkeit eines Obstbaums recht häufig nur an dem Boden liegt, in dem er steht, der entweder von Obstbäumen schon ausgesogen ist oder der besonderen Obstvarietät, ihrer Natur nach, nicht zusagt, und wenn Hr. v. Mons über Krankheit seiner Stämme von den alten Varietäten klagt, so waren das ohne Zweifel solche Sorten, für welche sein Boden nicht paßte. Bivort sagt im Album Tom. I. ad Tafel 22 bei der Birn Leon Leclerc de Laval, daß van Mons Baumschule zu Brüssel sandigen, warmen Boden gehabt habe. War dieser zugleich etwas trocken, so gediehen Bergamotte Crassane, St. Germain, Wildling von Motte, Graue Dechantsbirn etc. bei ihm ebenso wenig, als in meinem Nienburger Boden, obwohl im Allgemeinen Birnen da gut wuchsen. In Bardowick stand im Nachbargarten, neben den gedachten alten Volkmarser-Birnbäumen, eine nicht viel kleinere St. Germain, die gesund und tragbar war und delikate, fast steinfreie Früchte lieferte. Sie stand in einem mehr feuchten als trockenen, doch im Sommer nicht nassen, warmen, leichten, schwarzen tiefgehenden Boden, dem des sogenannten Suppenkrautlande, und ebenso hatte ich in Sulingen in ähnlichem Boden eine triebige, sehr gesunde Pyramide der St. Germain auf Quitte. In hiesiger Gegend kenne ich in schwerem, doch frischem Boden mehrere sehr große, gesunde Bäume der St. Germain (einen darunter kannte ich schon vor 50 Jahren als Knabe fast ebenso groß, als er jetzt ist und als alten Baum), die gern tragen, deren Früchte aber zu steinig sind, während in meinem eigenen hochgelegenen, trocknen Garten in Jeinsen, wo das Wasser im Brunnen ziemlich 40 Fuß tief steht, ein mit den obgedachten sehr großen Bäumen der Guten Grauen zugleich gepflanzter Baum der St. Germain zwar nicht merklicher krank ist, doch ganz unverhältnißmäßig klein geblieben ist, auch öfter junge Zweige durch Grind verliert und steinige Frucht hat; und im trocknen leichten Nienburger Boden wuchsen mehrere schöne, in Sulingen triebige Pyramiden der St. Germain auf Wildling nur noch 2–3 Jahre ziemlich gut, litten dann jährlich stärker an Grind und Absterben der Zweige, und nachdem ich eine, anfangs recht kräftige Pyramide davon in dem Garten in der Stadt in den höheren Aesten mit einigen Probereisern bepfropft hatte, fingen diese an, stark zu wachsen, während in 4 Sommern alle unteren Aeste der St. Germain abstarben, so daß ich nicht einmal mehr ein Pfropfreis daran finden konnte. – Die Beurré blanc war in meines Vaters Garten, anderthalb Stunden von Hannover, in gutem, mehr schwerem, warmem Boden sehr gesund, brachte viele und gute, nur zuweilen ziemlich schwarzfleckige Früchte; in Bardowick waren Stämme der Beurré blanc meistens sehr gesund, mit schönen Früchten; in Sulingen in feuchtem schwarzem, mit etwas Moorerde vermengtem Boden hatte ich eine kräftig wachsende,

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_244.jpg&oldid=- (Version vom 8.7.2018)