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bemerkt, und unter den Birnen, wovon z. B. Erzherzog Carl, Winter Dechantsbirn, Beauchamp’s Butterbirn, mehrmals auch Comperette, Winter Nelis, Hardenpont’s Winter Butterbirn und Andere, von den Tenthredomaden ebenso oder mehr heimgesucht, als alte Obstsorten. – So schädlich übrigens diese Thiere werden können, so sind sie doch, nebst dem Curculio pomorum (dessen Made die Blätter der Blüthen zusammenrollen macht, daß sie wie erfroren aussehen, und sich von den Staubfäden der Frucht nährt), wenn sie sich nicht zu sehr vermehren, eine Wohlthat für die Bäume, die ohne ihre Dienste von Früchten so voll sitzen würden, daß diese nicht ihre gehörige Größe erreichen könnten, und wir genöthigt seyn würden, einen Theil der Früchte auszubrechen.

Doch das Gesagte mag mehr als hinreichend seyn, um die Vermuthung zu begründen, daß es wohl um unsere veredelten Obstbäume und selbst die schlechteren Sorten darunter so ganz schlimm nicht stehen möge, und daß, wenn sich dennoch in unsern Gärten viele verkrüppelte und kranke Bäume finden, die Ursache in andern Umständen liegen werde.

(Fortsetzung folgt.)



Die Obstausstellung zu Staefa am Zürcher-See im Oktober 1854, nebst allgemeinen Bemerkungen über Obstausstellungen.
(Fortsetzung und Schluß des Artikels in Heft III.)
Vorbemerkung. Einestheils lag der Grund, warum die Fortsetzung des in Rede stehenden Artikels nicht früher dem Anfange folgte in der Menge werthvoller Beiträge, welche der Redaction von vielen Seiten zugingen, weshalb ich diese Arbeit stets wieder bei Seite legte, andererseits aber stand ein ausführlicher Bericht meines verehrten Freundes, des Herrn Obergärtner Regel in Aussicht, welchen ich glaubte noch vor dem Schluß des Ganzen benutzen zu können. Derselbe wird aber wohl erst später erscheinen, da eine Reihe Abbildungen der schätzbarsten Sorten der Ausstellung beigegeben werden sollen, und somit mag jetzt der Schluß jenes Artikels hier folgen.

Wir betreten nun die Säle der Ausstellung und werfen zuerst einen Blick über das Ganze, worauf wir eine Anzahl der interessantesten Sammlungen und den Inhalt derselben kurz betrachten wollen. Es war das ganze Festlocal, das Gasthaus zum Rößli, festlich geschmückt, und schon das Aeußere zeigte den Schönheitssinn und Geschmack, so wie den Fleiß und Kunstsinn derer, denen das Arrangement oblag. Die grünen Moose wechselten mit der silbergrauen Flechte, um Säulen zu bilden und Geländer zu schmücken, und auf dem grauen Grunde der letzteren nahmen sich die kunstgebildeten Füllhörner, die die herrlichsten Früchte auszugießen schienen, besonders schön aus. Eine eigenthümliche Zierde bildeten zwei Riesenexemplare der Aschenpflanze, Cineraria maritima, die in Kübeln stehend, frei auf zwei Säulen am Eingange postirt waren. Diese allbekannte alte Glashauspflanze, die gewöhnlich ganz vernachläßigt wird, ist zu solchen Decorationen vortrefflich und ihre silbergrauen filzigen Blätter nehmen sich bei solcher üppigen Cultur vortrefflich aus. Diese Fülle von Guirlanden und Festons hätten an andern Orten beträchtliche Ausgaben erfordert, hier kosteten sie fast nichts, denn eine namhafte Zahl von Frauen und Jungfrauen aus Staefa widmeten mit Freuden Fleiß und Mühe dieser Arbeit, und suchten ihren Lohn nur in dem Gelingen derselben. Sinnvolle Sprüche begrüßten an mehreren Orten den

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_249.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)