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Bayerland gedeihe kein Obstbaum!“ Zum Schluß empfehle ich deßwegen wiederholt den Baumzüchtern und allen denen, welche dauerhafte Obstbäume zu erziehen beabsichtigen: die Veredlung auf gleichartige Wildstämme sofort auszuüben, als nicht besondere Gründe Ausnahmen bedingen; ferner bei der Anzucht von Pyramid- und Spalierbäumen Rücksicht auf hiezu passende Sorten zu nehmen, wofür die Natur auch die sichersten Kennzeichen gibt.

München im Februar 1855.

C. L. Seitz.



Zum Schutz der insektenfressenden Vögel.

Im 4. Hefte dieser Monatsschrift, S. 146, ist das Aufstecken von Saamenköpfen der Sonnenblumen zum Herbeiziehen der Meisen, dieser für Gärten unschätzbaren Vögelchen, empfohlen. Es läßt sich aber theils hiermit, theils durch andere Nahrungsmittel für dieselben ein viel weiter gehender und wichtigerer Zweck erreichen. Dieß ist der: im harten Winter zeitweise Tausenden von ihnen das Leben zu fristen, und sie vor dem Hungertode zu bewahren.

Dergleichen Zeiten sind im Laufe dieser Jahresperiode solche, wo oft mehrere Tage hindurch, oder noch länger, Glatteis und Rauhreife (Duft) so dicht alle Zweige der Bäume etc. bedrücken, daß Meisen und Goldhähnchen wenig oder fast gar keine Nahrung zu finden im Stande sind. Dann gehen mitunter, besonders in Landstrichen, wo es kein Nadelholz in der Nähe gibt, 9/10 von ihnen zu Grunde. Den Goldhähnchen läßt sich hierbei, da sie nur von Insekten und besonders von deren Eier leben, freilich nicht zu Hilfe kommen; indeß kömmt ihnen dann ihre beständige Vorliebe für Nadelholz zu statten, indem sie nur gewöhnlich sich dahin zurückziehen. Wohl aber läßt sich für Meisen theils auf die angegebene Weise (durch Sonnenblumen-Scheiben), theils durch Eberesche-Beeren und manches Andere sorgen. Wer seinen Obstgarten und dessen geborene Freunde, also ganz besonders auch die Meisen, lieb hat: der erhalte ja seine Ebereschen (Sorbus jeder Art), wenn er deren hat; und wer keine hat, pflanze schon deßhalb einen, oder lieber gleich einige dieser im Spätsommer und Herbste so zierenden Bäume an. Nur muß er nicht bloß ihre Früchte hängen lassen, sondern auch den Stamm unterhalb der Aeste tüchtig „verdörnern“ (mit einem dichten und wenigstens 1½–2 Fuß hohen Kranze von recht stacheligem Dorngestrüppe umgeben) um die Marder von den Beeren abzuhalten. Denn leider sind auch sie große Freunde der letzteren, und zwar nicht bloß in Zeiten der Noth, sondern aus Liebhaberei. So sehr verschieden auch der herbe Geschmack derselben, z. B. von dem der Reine-Clauden seyn mag: für die Marder kommen jene der Reihe nach bald hinter diesen; und wenn der erwähnte Dornenkranz entweder nicht hoch, oder nicht breit genug ist, so springt ein so überaus gewandter Kletterer nur allzuleicht mit einem kräftigen Satze über dieses Hinderniß weg, vom Stamme aus nach einem der Aeste hinauf. Dagegen rühren außer Gimpeln, Kreuzschnäbeln und Drosseln, die wenig in Gärten kommen, die meisten kleinen Vögel und namentlich die zudringlichen Sperlinge Ebereschbeeren nicht an. Sie bleiben also meistens den Meisen, die alsdann auch die Früchte der Weißdorn- (Crataegas-) Arten suchen. Zäune oder Zierbäumchen von letzteren sind daher auch für diesen Zweck nützlich.

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_261.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)