Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 262.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Hafer und Knochen mit einigen Fleischresten, gekochte Kohlstrünke, Speckschwarten und dergl., die man für die Meisen hinlegt oder streut, werden gewöhnlich bald von Sperlingen, Aelstern und Krähen verzehrt oder fortgeschleppt.

Wer da bedenkt, daß P. Fr. Bouché (in seiner Schrift über „Garten-Insekten“[WS 1]) den jährlichen Bedarf einer Meise von Insekten-Eiern und Räupchen mit 2–300,000 Stück gewiß eher zu nieder als zu hoch anschlägt, und daß man als Verbrauch eines nistenden Pärchens für sich und zwei Gehecke von je 8–10 Jungen füglich eine halbe Million wird rechnen können, der wird ohne Zweifel eine Fürsorge dieser Art für wohlangebracht halten, und sie der geringen dazu erforderlichen Mühe werth finden.

Ferner: wer Bäume mit weit offenen Höhlungen hat, die meistens auch die Fäulniß befördern, verdecke dieselben mit einem darüber genagelten Brette, verschmiere dessen Ränder, und mache eine kleine, gegen Regen geschützte Oeffnung hinein. Dann können Meisen, die gerade im Herbste und Winter die meisten Schmetterlings-Eier verzehren, darin übernachten, sowie später nisten. Deßgleichen, wer ein Paar Nadelholzbäume hat, dulde auch diese wo möglich, weil sie im kahlen Winter nützlichen Vögeln Schutz gegen Raubvögel gewähren. Um sich davon zu überzeugen, beobachte man nur die Meisen und Goldhähnchen bei ihren Streifzügen. Man wird alsdann sehen, um wie Vieles länger sie in der Nähe jedes Nadelbaumes oder jungen Gehölzes der Art verweilen, als fern davon. So viel sicherer fühlen sie sich dort.

Berlin, den 1. Mai 1855.

Dr. Gloger.



Ueber die Einrichtung und den Betrieb von Obstbaumschulen im Allgemeinen.

Zwei Wege stehen uns zu Gebote, den Obstbau in einer Gegend zu heben und zu verbessern; der eine derselben heißt: Verbessere den Zustand der bereits vorhandenen Obstbäume, der andere, ziehe kräftige junge Obstbäume von den geeigneten, besonders schätzbaren und tragbaren Sorten heran und lege zahlreiche neue Obstpflanzungen an. Es unterliegt keinem Zweifel, daß durch die Verbesserung des Zustands der vorhandenen Obstbäume in Baumgärten, auf Aeckern, an Straßen, viel schneller auf die Verbesserung und Hebung des Obstbaus eingewirkt werden kann und weit eher lohnende Früchte erzielt werden, als wenn erst junge, neue Anlagen gemacht werden sollen, und deßhalb bleibt jener erste Weg der richtigste und sicherste. Allein wenn er eingeschlagen werden soll, müssen schon eine Anzahl Obstpflanzungen da seyn, es muß schon nachgewiesen werden können, welche der etwa vorhandenen Obstsorten für die herrschenden klimatischen oder Gebrauchs-Verhältnisse nichts taugen, um sie durch Umpfropfen mit besseren, einträglicheren Sorten verbessern zu können. Es wäre in vielen Fällen weit ökonomischer und besser, die vorhandenen Pflanzungen durch richtige Behandlung und sorgfältige Pflege erst einträglicher zu machen, und zugleich die Lebensdauer der Bäume zu verlängern, und also auf dem nämlichen Raume weit mehr Obst zu produciren, als seither, oder als bei dem seitherigen Zustande nur bei einer beträchtlichen Vermehrung der Pflanzungen und demnach auch bei bedeutend größerer Erforderniß an

Grund und Boden zu erzeugen möglich

Anmerkungen (Wikisource)

  1. P. Fr. Bouché: Naturgeschichte der schädlichen und nützlichen Garten-Insekten und die bewährtesten Mittel zur Vertilgung der ersteren. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1833 Google
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_262.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)