Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 263.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wäre, als eine solche Vermehrung der Pflanzungen, durch großartige Neuanlagen, wie sie in neuerer Zeit öfters in’s Leben gerufen worden sind, dadurch andere Kulturen gewöhnlich beschränkt und mehr oder weniger beeinträchtigt werden.

Doch ist das Leben der Bäume bekanntlich nicht von ewiger Dauer, und wenn wir auch eine über 200jährige Lebensdauer einzelner freistehender Birnbäume nachweisen können, so darf doch wohl angenommen werden, daß die Mehrzahl unserer Kernobstbäume nicht das 100ste Jahr in gesundem und noch ertragsfähigem Zustand erleben. Neupflanzungen sind daher von Zeit zu Zeit durchaus nöthig, um den Stand der Obstbaumpflanzungen auf der erwünschten Höhe und Ausdehnung zu erhalten, und da im großen Durchschnitt von je 100 Bäumen jährlich 3 absterben, so sind schon bei einem Stand von 5000 Kernobstbäumen von verschiedenen Arten jährlich 150 Stück nöthig, um jenen Normalstand auf der gleichen Höhe zu erhalten. Die Zahl der Kernobstbäume in Württemberg ist auf 4,725,102 St. in den Beiträgen zur Statistik der Landwirthschaft von Dr. Sick, Stuttgart 1854,[WS 1] berechnet, es würden demnach allein zum Nachpflanzen jährlich nöthig seyn 143,723 Kernobstbäume. Rechnen wir dazu noch die vorhandenen 3,223,572 Steinobstbäume, deren Lebensdauer durchschnittlich kaum halb so lang ist als die unserer Apfel- und Birnbäume, und von denen jährlich von 100 mindestens 7, richtiger wohl 8–9 St. abgehen, so müßte man (bei 8 % Abgang) circa 250,000 Stämme derselben haben, um jenen Stand zu erhalten; also wären im Ganzen in Württemberg jährlich circa 400,000 Bäume nöthig, um unsere Obstbäume in der gegenwärtigen Anzahl zu erhalten. Hiezu kommt nun aber, daß an sehr vielen Orten, namentlich in den letztern Jahren, zahlreiche und zum Theil beträchtliche Neuanlagen in’s Leben gerufen worden und beschlossen sind, und daß sich überall die Pflanzungen eher vermehren als mindern, so daß sich der jährliche Bedarf an jungen Obstbäumen in Württemberg immerhin auf 500,000 St. stellen dürfte, besonders wenn man mit in Betracht nimmt, daß man für die rauheren Theile des Landes, in denen jetzt weit mehr gepflanzt wird, als früher, bei dem zum Theil noch mangelhaften Baumsatz häufig statt 3 % jährlichen Abgang, 5–6 % rechnen muß, welcher jedes Jahr 3–4 Jahre lang nach der Anlage zu ersetzen und nachzupflanzen ist.

Von 500,000 Obstbäumen, die zur Erhaltung und Ergänzung der vorhandenen Obstpflanzungen jährlich erforderlich sind, müssen aber jene Zwetschen- und Kirschenbäume in Abzug gebracht werden, die nicht in Baumschulen erzogen werden, sondern aus Grasgärten, von Feldrainen und in Lichtungen der Wälder ausgegraben werden, und ohne Weiteres zur Anpflanzung kommen. Die Veredlung derselben, wo sie geschieht, erfolgt erst nach Verlauf einiger Jahre durch Pfropfen in die Krone. Von den jährlich nachzupflanzenden 250,000 Steinobstbäumen mag immerhin über 2/3 auf diese Art zur Anpflanzung kommen, und es dürften nur noch 80,000 St. jährlich zu erziehen für die Baumschulen übrig bleiben. Zu diesen kämen nun aber die zahlreichen Pyramiden, Spalier- und Zwergbäume, die theils zur Nachpflanzung, theils zu Neupflanzungen für die Gärten gebraucht werden, und welche jedenfalls eher mehr als weniger denn jährlich 10,000 Stämmchen betragen dürften. Das Beerenobst ist nur

sehr schwer in Anschlag zu bringen. Demnach

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_263.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)