Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 300.jpg

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Frucht rein und deutlich dargestellt werden, während durch die seither gewöhnliche Art der Abbildung, wornach die Früchte malerisch (nämlich stets etwas gewendet, mit dem Kelche oder Stiele etwas nach dem Beschauer gekehrt) dargestellt wurden, durch die Verkürzungen, welche die Frucht nach den verschiedenen Stellungen erleidet, die wahre Form derselben nie erkannt werden kann. Dabei wird durch die von mir verlangte Darstellung noch der sehr wesentliche Vortheil erreicht, daß, wenn der Schnitt genau, wie sich’s gehört, durch die Axe und durch die Mitte des Kernhauses geführt wird, eine solche Abbildung zugleich auch mehrere andere Eigenthümlichkeiten der Frucht, welche zu deren Unterscheidung von andern wesentlich beitragen, namentlich die Kelch- und Stielvertiefung[1], die Kelchhöhle, das Kernhaus, die Form der Kernfächer etc. genau darstellt, was auf andere Weise nicht möglich ist.

Ich habe bereits im Jahrgang 1837 des Universalblattes für Land- und Hauswirthschaft (und noch früher in den Schriften der ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen 1829 und 1834) bei Beschreibung mehrerer neuer Obstsorten dergleichen Abrisse der Normalform der Früchte gegeben. Auch Downing in seinen fruits and fruit trees of America, 1845, gibt, unter Festhaltung des Begriffs der Normalform, solche hinreichend genügende Umrisse vieler Kernobstsorten, nur fehlt dabei die Einzeichnung des Kernhauses. – Ebenso hat R. Hogg in seiner British Pomology 1851 (welche aber bis jetzt nur die Aepfel enthält) solche, und meist gut ausgeführte Durchschnitte (ohne Einzeichnung des Kernhauses) gegeben, nur haben sie meistens den Fehler, daß der Kelch vollständig abgebildet ist, mithin der Schnitt nicht durch die Mitte geführt seyn kann. Es sind zwar auch in mehreren älteren pomologischen Kupferwerken Durchschnitte der Früchte gegeben, z. B. in Duhamel, in Mayer, zuweilen in Poiteau und Turpin, auch in Gallesio pomona italiana, und neuerlich in dem deutschen Obstkabinet. Allein sie entsprechen durchaus den Erfordernissen nicht. Theils sind sie nicht durch die Mitte der Frucht geführt, theils stimmen sie mit der Abbildung der ganzen Frucht gar nicht überein (wie dieß in Gallesio sehr oft der Fall ist), theils sind sie selbst wieder perspectivisch gezeichnet, theils was das Kernhaus betrifft, wie schon der erste Anblick lehrt, so flüchtig und unrichtig gefertigt, daß durch dieselben den Mängeln der Abbildungen der ganzen Früchte auf keine Weise abgeholfen, und von ihnen nur wenig Gebrauch gemacht werden kann. Am Besten sind noch, dem äußeren Umrisse nach, die Durchschnitte in Kraft’s pomona austriaca.

Um sich ohne solche Zeichnungen über die Form der Früchte zu verständigen, würde die Vergleichung mit andern bekannten Früchten das Beste seyn. Es müßte aber mit dergleichen Vergleichungen freilich genauer genommen werden, als dieß bei Diel der Fall ist. So vergleicht derselbe H. I, S. 43 den Weißen italienischen Rosmarinapfel in Form, Größe und Farbe mit dem Großen rheinischen Bohnapfel, und nennt letzteren den wahren deutschen Rosmarinapfel; ferner H. XVIII, S. 26 den Großen edlen Prinzessin-Apfel in der Bildung mit dem Weißen Winter Calvill; H. XXIV, S. 114 die Köstliche von Charneu mit einer Sommer Apothekerbirn; S. 141 Schönlin’s Winterbutterbirn mit der St. Germain und


  1. So zeigt z. B. Duhamel’s Abbildung des weißen und rothen Winter-Calvill’s gar nichts von den Rippen, weil man nur die Stielhöhe sieht.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_300.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)