Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 325.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Verschwinden schützender Wälder erklären kann; indeß möchten doch wohl nur sehr lange Perioden größerer Kälte und Nässe, – falls nicht harte Winter hinzukommen, – die Bäume schwächen und krank machen können, und müßten wir, wenn es solche bedeutende und langwährende klimatische Veränderungen gibt, allerdings vorzüglich, oder allein die neueren Samensorten nun fortzupflanzen suchen, hätten aber auch zu fürchten, daß diese, als Kinder eines kälteren Klimas, bei der Rückkehr wärmerer Perioden, nicht mehr würden passen wollen, und zu früh taig werdende Früchte liefern dürften. Sind aber sehr lange währende kältere Perioden wirklich beobachtet worden? Es scheint ja, daß nach einigen nassen, und vielleicht auch kalten Jahren, doch bald wieder warme Sommer eintreten, wie wir deren noch in dem letzten Decennio mehrere hatten, und einige warme Jahre werden wieder verbessern, was die kalten etwa verschlechterten. Zudem dürften, wenn nur die Winter nicht kalt sind, wohl bloß die Früchte der aus dem Süden abstammenden Sorten schlechter ausfallen; die Bäume sieht man ja auch in naßkalten Jahren recht gut vegetiren, und ist der Wärmegrad nie so gering, daß sie bei uns verkrüppeln sollten, wie etwa unsere Fichte und Birke im hohen Norden. Nur der strenge Frost scheint manchen, aus einem wärmeren Klima stammenden Sorten, leicht gefährlich zu werden, was uns Auswahl zur Pflicht macht; wiewohl schon oben bemerkt wurde, daß auch feine, französische Sorten 20 Grad Kälte bei uns ohne Schaden überstehen, und sich hoffen läßt, daß sie sich mit der Zeit noch mehr an unsere Winter gewöhnen werden, da unleugbar auch die Gewächse einer gewissen Angewöhnung ihrer Natur an veränderte Umstände fähig sind. Wird aber der Frost schädlich, so tödtet er zwar die Individuen, scheint jedoch die Sorten nicht verschlechtern zu können; denn bringt man noch gute, ja selbst schon merklich beschädigte Reiser auf gesunde junge Stämme, so wachsen sie freudig wieder fort, was auch ich nach mehreren harten Wintern durch sehr häufige Erfahrungen bestätigt gefunden habe.

Doch, wie es auch mit den Einflüssen eines kälter gewordenen Klimas sey, gewiß ist es, daß auf die Kerne, aus denen man die Unterstämme erzieht, außerordentlich viel ankommt, und daß eben darin, daß wir, namentlich seit Christ’s Zeit, der die Holzapfel-Wildlinge verwarf, und von dem Einflusse solcher Wildlinge Verschlechterung der darauf gesetzten edlen Früchte besorgte, immer von edlen Früchten und ohne Unterschied Kerne säen, die Ursache mancher Krankheiten unserer Edelstämme gesucht werden muß. Viele und erfahrene Pomologen haben gerathen, die Unterstämme nur aus den Kernen des Holzapfels und der wilden Birn zu erziehen. Es ist auch ganz natürlich, daß die Wurzel dieser wilden Obstsorten leichter in jedem Boden fortkommen wird, und selbst in magerem Erdreiche noch Nahrung findet, wo die, aus Edelkernen erzogenen Wildlinge ganz zurückbleiben. Von dem oberwähnten Goldpepping, der, wie Diel erwähnt, 16 Körbe Aepfel trug, und in warmem Lehmboden mit Unterlage von Kies stand, sagt derselbe zugleich, daß er aus einer Baumschule genommen sey, in der man alle Apfelstämme auf Wildlinge des Holzapfels veredle, und ist auch in England bereits behauptet worden, daß die Kränklichkeit und Verschlechterung des Goldpeppings hauptsächlich daher rühre, daß man ihn auf allerlei Sämlinge aus Edelkernen pfropfe. Säet man Kerne edler Obstsorten aus, so fallen darunter

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_325.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)