Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 345.jpg

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B. Notizen und Mittheilungen aus Zeitschriften etc.

Pomologische Lesefrüchte, gesammelt aus den Frauendorfer Blättern, Jahrgang 1854, nebst Zusätzen, Berichtigungen und Bemerkungen des Referenten.
1. Allgemeines.

Ein sehr praktischer Vorschlag, geldersparend und zur Verschönerung der Gegend dienend ist: anstatt Marksteine, Bäume an den Grenzpunkten zu setzen. Wir behalten uns vor, hierüber später specielle Vorschläge zu machen.

Herr Pinkert stimmt mit in die Klage des Herrn Garteninspektor Lucas über die Unfruchtbarkeit des Edlen Winterborsdorfer- und Rothen Stettiner Apfelbaumes ein. Letzterer zeigt sich auch in hiesiger Gegend nicht fruchtbar: dagegen ist der Winterborsdorfer bei uns immer noch in Ehren und wird namentlich durch Veredlung auf schon erstarkte Bäume erhalten. Der Berichterstatter hat wahrgenommen, daß dieser edle Baum das Ausästen in starkem Maaße nicht erträgt, was man auch bei andern Aepfelbäumen zuweilen wahrnimmt; ein Wink für solche, welche diesen köstlichen Apfel, der an Geschmack in der rechten Reifezeit von keinem andern übertroffen wird – ungern vermissen würden.

Obst wird als ein gutes Mittel gegen Ruhr genossen. Die Napoleonische Armee gebrauchte bekanntlich mit großem Erfolge in Italien die Traubenkur gegen die Ruhr.

Ueber Anlagen von Obstbaumarten wird eine sehr zweckmäßige Anleitung gegeben. Man soll Rücksicht nehmen 1. auf Boden und Clima; 2. auf den Raum, welchen künftig der Baum einnehmen soll; 3. auf wahrscheinlichen Absatz der Früchte und damit in Zusammenhang auf Auswahl der Sorten; 4. daß zu gleicher Zeit reifende Sorten zusammengebracht werden und endlich 5. weil auf der Abendseite die Bäume schlechter gedeihen, als auf der Morgenseite, so sollen auf diese die kräftigsten Stämme gesetzt werden. Gute Verwahrung und Pflege verstehen sich von selbst.

Was ein tüchtiger Beamter zur Förderung des Obstbaues beitragen kann, das beweisen 3 amtliche Erlasse des k. k. Bezirks-Commissärs von Stradiot in der k. k. Bezirkshauptmannschaft Teplitz. Sie verbreiten sich über Reinigung der Bäume, Vertilgung der Raupen; Schonung der Singvögel und Vermehrung derselben durch Brutkästen; ferner über zweckmäßige Behandlung der Chausseebäume auf energische Weise und behandeln den Gegenstand klar und erschöpfend. Ehre solchen Männern, welche ihre Amtsgewalt auf solche Segen bringende Weise gebrauchen!

2. Neue Obstsorten, welche empfohlen werden.

Herr Ministerialrath v. Trapp empfiehlt den schönen Rambour: Kaiser Alexander, wegen seiner Güte und Fruchtbarkeit, wenn diese auch erst später eintrete. Für Hochstämme paßt diese lockende Frucht nicht.

Die Reinette Angloportugaise, in Lüttich aus der Rein. blanche de Portugal, befruchtet mit den Pollen der Großen engl. Reinette erzogen, wird als eine sehr schöne, große und gute Frucht gerühmt. Preis des Baums 5 Fr.

La pêche join de Montreuil soll eine sehr haltbare delikate Pfirsche seyn.

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_345.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)