Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 347.jpg

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und so viel Leinöl dazu gemischt, bis ein Brei entsteht, der aufgestrichen werden kann. Dieses Recept ist nicht zu empfehlen, da sich die Masse, wenn sie nicht jedesmal auf’s Neue zusammengesetzt wird, unfehlbar erhärten würde.

4. Flüssiges Baumwachs, welches man in einem Fläschchen bei sich tragen kann, wird bereitet, wenn man es zur Hälfte mit Spiritus füllt, und so viel gemeines Harz und weißes Pech hineinbringt, als der Spiritus flüssig zu machen im Stande ist. Man läßt die Masse auf dem Ofen digeriren, bis das Ganze zur Dicke eines Syrups geworden ist und setzt dann eine feingeriebene Farbe hinzu. Diese Masse wird beim Gebrauch mit einem Farbenpinsel aufgetragen. Den Stiel des Pinsels bringt man durch eine Oeffnung im Pfropfen, welchen man nach dem Gebrauch sammt dem Pinsel wieder in das Glas stellt. Zum Pfropfen in den Spalt läßt sich diese Masse natürlich nicht anwenden, da sie in die offenen Stellen eindringen würde.[1]

5. Leinölfirniß mit gepulverter weißgebrannter Kohle zu einem dünnen Brei gekocht; damit wird 1–2 Mal die Wunde bestrichen.

d) Etiquetten.

Bester Lack zur Erhaltung der Schrift auf der Oelfarbe soll seyn: ½ Pfd. Damarrharz und 1 Pf. Terpentinöl in einer Flasche, bis sich alles zu einer Masse aufgelöst und vereinigt hat, digerirt. Zur besseren Vermischung bringe man ein paar Scherben von Porcellan in die Flasche. Diese Masse wird mit einem feinen Pinsel über das Geschriebene mittelst eines einzigen Striches mit dem Pinsel aufgetragen. Wenn man den Strich wiederholt, so bildet sich eine Haut, welche die Durchsichtigkeit hindert.

e) Neue Culturen.

Es wird ein Artikel aus den Annales de la société impériale d’horticulture de Paris, welcher vieles Aufsehen erregt haben soll, im Auszuge gegeben, dessen Hauptinhalt dahin geht, daß, weil in neuerer Zeit in Frankreich weit häufiger als früher Spätfröste sich einstellen, im Süden große Anlagen von Pfirschen-, Apricosen- und Pflaumenbäumen ausgereutet worden seyen, indem man auf keine höheren Erndten mehr zählen könne; es sey daher von größtem Interesse, daß in ganz Frankreich (und wohl auch in Deutschland, wo es scheint, daß die rauhen Frühjahre constant bleiben wollen) allenthalben Männer gewonnen werden, die mit Aussaaten von Pfirschen, Mandeln, Apricosen, Pflaumen etc. sich befassen, und zwar in sehr großem Umfang zum Zwecke der Gewinnung spät blühender Sorten, welche von den Frühjahrsfrösten nichts mehr zu leiden haben und daher gesicherte Erndten versprechen.

Wir haben zwar wohl schon Sorten unter dem Steinobste, welche in der Blüthe dauerhafter sind als andere und wegen des späteren Eintretens der Blüthezeit vor andern gepflanzt zu werden verdienen, jedoch mehr unter den Pflaumen, als Pfirschen und Apricosen, wie z. B. Coës sehr späte rothe, Schamal’s Oktoberpflaume und andere. Es ließen sich aber gewiß durch Saaten im Norden, wo die Vegetation um ein paar Wochen später beginnt, ohne Zweifel Pfirsiche und Apricosen erziehen, welche später in die Blüthe treten, und diese Eigenschaft auch im Süden beibehalten würden. Jedenfalls wäre die Sache eines Versuches wohl würdig. Vielleicht könnten uns auch jetzt schon die Herren Pomologen aus dem Norden auf dort gewonnene spät blühende Sorten aufmerksam machen, welche für den Süden ein großer Gewinn wären.

f) Culturverbesserungen u. s. w.

Aus Fries Handbuch der Landwirthschaft nehmen die Frauendorfer Blätter praktische Belehrungen auf. Weites Setzen des Kernobstes in Quincunx oder 36–40′ wird nachdrücklich empfohlen. Den Pfahl soll man so stellen, daß der Baum von der Morgenseite (?) her durch denselben Schutz vor kalten und warmen Winden erhalte. Der stärkste Stand der Wurzeln soll gegen Abend gerichtet seyn, weil von daher die heftigsten Winde wehen. Diese Regel wird nicht befolgt werden können, ohne andere Nachtheile. Denn da es aus naheliegenden Gründen zweckmäßig ist, dem Baum dieselbe Richtung und Stellung, wie er sie in der Baumschule eingenommen, auch wieder im Baumgute zu geben, so kann man der Richtung des Wurzelvermögens beim Setzen nicht Rechnung tragen. Was weiter vom Einbinden der Stämme mit Dornen anstatt mit Stroh gesagt ist, so verdient diese Methode anerkannt den Vorzug, da Dornen nicht nur größeren und länger dauernden Schutz, sondern auch freieren Zutritt der Luft gewähren und dem Ungeziefer, nicht wie das Stroh, zum Schlupfwinkel dienen; wenn aber ein Anstrich der jungen Bäume angerathen wird, worunter Theer gemischt ist, so müssen wir ernstlich davor warnen, da jede ölichte Substanz durch die Epidermis dringt,

den nothwendigen Einfluß der atmosphärischen


Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_347.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)