Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 350.jpg

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dieses Mittel als wirksam gegen Mehlthau zu halten.

Gegen Hasen soll ein Anstrich von Mistjauche, Kalk, Kuhfladen, Schießpulver, Schwefel und Hundskoth schützen.

Eine treffliche, undurchdringliche Umzäunung der Gärten sollen die beiden Stachelbeersträuche bilden, Red Warrington, welcher seine Aeste horizontal ausbreitet, und Red Champagne, welcher starke Triebe in die Höhe macht. Beide Sorten unterstützen sich gegenseitig zum Zwecke der Umzäunung.

Gegen Pfahldiebstahl soll schützen, wenn man beim Setzen der Bäume an dem untersten Theil des Pfahls ein Querholz von Pflaumenholz steckt, das am längsten der Fäulniß in der Erde widersteht und auf diesen 1′ langen Riegel, die Erde aufwirft; der Riegel hält unter der Last der Erde den Pfahl so fest, daß er von keiner Menschenhand ausgezogen werden kann.

Als ein Mittel, theils Krankheiten vorzubeugen, theils schon vorhandene Krankheitsstoffe zu entfernen, theils sogar die Fruchtbarkeit zu mehren, ist das Aderlassen bekannt, welchem der Herr Rittergutsbesitzer Winterfeld einen sehr belehrenden Artikel widmet. Es sey eine falsche Meinung, daß der Baum durch Aderlassen geschwächt werde, ein Querschnitt ziehe einen viel größeren Säfteverlust nach sich, als ein Längenschnitt. Es wird weiter ausgeführt, daß mit der Triebkraft und der Stärke des Baumes seine Fruchtbarkeit zusammenhänge und gezeigt, wie die Rinde ein Hinderniß der raschen Zunahme des Stammes seyn kann. Durch das Oeffnen der Rinde werde dem Baume die Ausdehnung erleichtert und ihm möglich gemacht, neue Kanäle zur rascheren Vermittlung zwischen Krone und Wurzel zu bilden; daher werde die Fruchtbarkeit erhöht. Bei mageren und kränklichen Bäumen ist die Rinde in der Regel spröde und hart und setzt dem Säfteumlauf Hindernisse entgegen, daher hier das Aderlassen ganz besonders am Ort ist. Man soll dabei nicht zaghaft, sondern energisch verfahren; man mache doppelt so viele Einschnitte, als der Baum Zolle im Umfange hat, und im nächsten Jahre wiederholt man die Operation. Ist die Rinde gar zu hornartig, so schneidet man in die neue Rinde ein, welche sich seit dem vorigen Jahre gebildet hat; aber man mache nur halb so viele Einschnitte, als im ersten Jahre. Auch bei stark wachsenden Bäumen gibt man nur halb so viele Einschnitte, als bei schwachen. Bei Süßkirschenbäumen fand von Winterfeld keinen Erfolg, dagegen rühmt er den Erfolg bei Pflaumen und behauptet, daß sie durch diese Operation nicht am Harzflusse leiden; was jedoch Referent bezweifelt. Die Operation kann vom Frühling bis zum Herbste vorgenommen werden, man solle jedoch im Juni und Juli dieselbe nicht in größerem Maßstabe vornehmen, weil um diese Zeit gerne die Rüsselkäfer ihre Eier in die Wunden legen. Der Einschnitt soll die Rinde durchschneiden, aber nicht tiefer gehen, als bis auf den Splint; man bedient sich dazu entweder eines aufgebogenen Oculirmessers, oder noch besser eines Instrumentes, das so gefertigt ist, daß die Klinge vorn abgerundet mittelst einer Schraube von 1‴–4‴ aus dem Hefte hervorstehend, festgehalten werden kann. Der Einschnitt läßt sich, je nachdem man die Klinge gestellt hat, mit sicherer Hand sodann vollziehen.

h) Obstorangerie; die Johannisstämmchen werden einen Umfang von 3½′ nicht überschreiten, wenn sie im September beschnitten werden.

Pfirschen und Pflaumen können als fruchtbare Topfbäume erzogen werden, wenn man sie auf Schwarzdorn (Prunus spinosa) veredelt.

i) Aufbewahrung des Obstes. Citronen lassen sich lange aufbewahren, wenn sie in Löschpapier gewickelt, in einem reinen Geschirr von Steingut im Keller aufbewahrt werden. Man stellt darauf eine Schüssel mit frischem Wasser, das alle 2 Tage erneuert wird. Frische Citronen dürfen auf diese Weise nicht aufbewahrt werden.

Herr Hofgärtner Rietner in Berlin bewahrt Pflaumen bis Ende Januar ganz frisch auf, indem er die schönsten und reifsten dieser Früchte so lange als möglich am Baume hängen läßt. Okt.–Nov.; dann werden sie zur Mittagszeit sorgfältig mit den Stielen abgepflückt, jede einzeln in weißes Löschpapier eingewickelt an einen trockenen Ort gebracht, schichtweise auf Stroh gelegt und mit einer leichten Bastmatte zugedeckt. Bei zunehmender Kälte werden sie durch vermehrte Matten geschützt.

k) Verwendung des Obstes. Ein größerer Artikel von Hrn. Director Dr. Thomä aus den Verhandlungen[WS 1] des Nassauer landwirthschaftlichen Vereins, verdiente überall in Süddeutschland Berücksichtigung. In obstreichen[WS 2] Jahren hat es bekanntlich oft große Schwierigkeiten, die Vorräthe an Obst gut zu verwerthen; in solchem Falle müssen wir jede neue Verwendung des Obstes, welche nutzbringend ist, mit Freuden begrüßen. Hr. Dr.

Thomä fordert auf, Fabriken zu Obstlatwerge

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Verhandlungrn
  2. Vorlage: obsteei|chen
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_350.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)