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hochstämmigen Bäumen erhielt ich bisweilen einige Jahre schöne, gute Früchte; sie starben aber stets bald ab. Es ist durchaus nothwendig, daß die Bäume an der Wand (am besten mit jungen Tannenzweigen) im Winter bedeckt werden.

Die Pfirsiche gehen zu Grunde: 1) Durch die Winterkälte; je mehr Schutz, desto besser. 2) Durch die Kräuselkrankheit, cloque. Wenn im Mai oder Juni kalte Tage oder kalte Nächte eintreten, so rollen sich die Blätter zusammen und fallen nach und nach ab, wodurch oft mehrere Aeste auch der ganze Baum abstirbt. Bedeckung des Baumes, während der kalten Tage, gibt einigen Schutz; diese Krankheit macht mehr Schaden, als strenge Winterkälte. 3) Durch den Sonnenbrand. Die vordere Seite des Stammes ist wie verbrannt und stirbt ab; der Baum lebt wohl noch fort, allein er fängt zu kränkeln an. Man bedecke diese Seite des Baumes mit einer Baumrinde, oder mit Moos, Thon, oder auch mit einem Stück Brett.

Ich faßte eine besondere Vorliebe für diese köstliche Frucht, und ließ mich daher keine Mühe und keine Kosten, die ich darauf wendete, gereuen. Ich will mich nun über einzelne Früchte aussprechen:

Die Lackpfirsich, Große Mignonne, ist eine der allerschönsten, größten, besten Früchte, die ich aber nicht fortbringen konnte, kaum daß ich 2 Mal davon Früchte sah. Mehr als 10 Mal wurde sie gepflanzt, und ging allezeit vor der Zeit ein.

Die Riesenpfirsich, eine sehr schöne, ansehnliche, große, aber späte Frucht erhielt ich mehrere Mal von Bollwiller, ging aber allezeit bald wieder ein.

Die Weiße Magdalena, eine der besten Früchte, mittelgroß, frühzeitig, verschaffte ich mir recht oft und konnte nur einige Probefrüchte erhalten, ging bald wieder ein. Neuerdings erhielt ich diese Frucht im Herbst 1854 von Schamal aus Jungbunzlau in Böhmen.

Die Blutpfirsich, Königspfirsich, Venusbrust, Doppelte Montagne Rosaner, Rüdiger, Stahrenberg bringen hier ihre Früchte nicht zur Zeitigung.

An der Wand stehen gegenwärtig:

Nr. 37. Frühe Purpurpfirsich. Mitte Aug. Schön, groß, der Baum stark, dauerhaft, 12 Jahre alt.

3. Eugen von Savoyen. Mitte Aug. Der vorgehenden Frucht ähnlich. Baum gesund, klein.

36. Erzherzog Johann. Anfangs September. Groß, sehr vorzüglich.

52. Lewenau. Mitte September. Ansehnlich groß, grünlich-gelb, vorzüglich. Eine Kernfrucht von mir.

40. Weiße Nektarine. Mitte Septbr. Diesen Baum erhielt ich 1820 von Maskon aus Gratz und steht noch auf seinem Platz, ist daher für alle Witterung sehr dauerhaft. Die Frucht ist gut.

53. Große, rothe, nackte Pfirsich. Ende Sept. Groß, schön, gut. Der Baum steht seit 10 Jahren, wächst kräftig und trägt voll.

34. Prinzessin Marie von Württemberg. Mitte Sept. Eine prachtvolle, große Frucht, erhalten aus Bollwiller 1846. 37. Frühe Purpurpfirsich. Wie oben. 54. Lorenz Mandl. Von mir aus dem Kern gezogen, vortreffliche neue Frucht. Sehr groß, reif Anfangs August. 8. Frühe Admirable. Ende Aug. Diesen Baum erhielt ich von Diel vor 31 Jahren, ist noch ziemlich gesund und hielt alle Unbilden der Witterung aus. Die Frucht ist eine der schönsten, größten und besten, und zeitigt früh.

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_354.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)