Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 361.jpg

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Indeß hat er doch sehr wenige eigentlich vorzügliche Aepfel in’s Publikum gebracht, worin theils mit ein Beweis gefunden werden mag, wie schwer es hielt, in dieser Obstklasse Besseres zu erzielen, als schon vorhanden war, und viele seiner gewonnenen Aepfel sind von sehr untergeordnetem Werthe; wie auch nur wenige von ihm gewonnene Apricosen, Pfirsichen und Pflaumen sich erhalten haben. Rechnen wir aber auch die von ihm gewonnenen, wirklich schätzbaren und der Ueberlieferung auf die Nachwelt würdigen Birnen zusammen, so kommen, wenn man auch alles zusammenzählt, was man in Belgien aus seinen zerstreuten, theils untergegangenen Pflanzungen, und von Reisern, die er in Belgien, Frankreich und Deutschland verbreitete, nach und nach wieder zusammensammelt, gewiß noch nicht 200 wahrhaft schätzbare Birnsorten heraus, mithin etwa 3 wahrhaft schätzbare Früchte unter 1000!! Er selbst freilich glaubt vielleicht ein paar tausend edle Birnsorten gewonnen zu haben, und blieb dabei, daß die Stämme seiner letzten Generationen auch unter den Birnen nur edle Früchte liefern würden, wie er auch mir noch im Jahre 1837 schrieb. Aber es ist bereits anerkannt, daß er in zu großer Vorliebe für seine Zöglinge und befangen in seiner Theorie, die Kategorie „vorzügliches Obst“ etwas gar weit faßte. Unter den mehr als 300 Birnsorten, die ich in 2 Sendungen 1834 und 1837 von ihm erhielt, blieben, wenn ich die darunter befindlichen älteren, durch Diel schon bekannten Varietäten, abziehe, doch noch 220–250 Sorten, die ich wohl als von seinen letzten Kernzuchten herstammende Früchte ansehen konnte, und nach dem kräftigen und sehr verschiedenen Wuchse viel davon erwartete. Nachdem sie in Nienburg auf einem sehr gesunden Probebaume und in günstiger Lage 15 Jahre lang vegetirt hatten, fand sich darunter eine Anzahl, die noch gar nicht geblüht hatte, andere, die jährlich blüheten, ohne anzusetzen, noch weit mehrere, die kleine, werthlose Früchte brachten, und keinen andern Vorzug hatten, als höchstens reichliche Tragbarkeit, und nur etwa 20 habe ich darunter gefunden, die des Aufbewahrens wirklich werth sind, und sich theils doch vielleicht unter anderen Namen noch wiederfinden! Daß man auch in Belgien manche derartige Erfahrung machte, mag daraus hervorgehen, daß gegen Hrn. Garten-Inspektor Jühlke[WS 1] (wie derselbe in seiner Schrift: die Fortschritte des Gartenbaus in den letzten 10 Jahren berichtet), in Belgien Urtheile gebildeter Personen laut wurden, daß man die von Herrn van Mons erzogenen Früchte gar nicht wolle, was, wenn solche Urtheile auch etwa theilweise auf Unkunde des von ihm gewonnenen wirklich vorzüglichen beruheten, doch beweisen mag, daß man von ihm allzuviel Mittelgut oder Schlechtes erhalten hatte, und selbst bei besseren Früchten öfter die Erfahrung machte, daß sie in verändertem Boden und Lage doch nicht den davon prädicirten Werth behielten. Das günstigste Ergebniß über die von Hrn. van Mons erzielten Erfolge findet sich in der unlängst erschienenen Ankündigung der in Belgien, zu verdienter Ehre des Hrn. van Mons gegründeten, nach seinem Namen benannten Societät; (siehe unsere Monatsschrift Heft 2, S. 66). Bivort hatte die nachgelassene, in etwa 10,000 Stämmen aller Größe bestehende Baumschule des Hrn. van Mons angekauft, und erfahren wir aus der gedachten Ankündigung, daß diese Stämme meistens aus der 9ten bis 13ten von Hrn. van Mons erzielten Generation herstammen. 245 Sorten darunter hatten 1854 getragen;

darunter waren 61 ausgezeichnete Früchte;

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ferdinand Jühlke (1815–1893), war ein deutscher Gartenbau-Lehrer, Gartenbau-Autor und Gartengestalter.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)