Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 386.jpg

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aber durch neue Bündel ersetzt wurden. Abends wurde nun Wasser in einem größeren kupfernen Kessel heiß gemacht, das mein Bursche mir nachtragen mußte, und nahm ich, etwa um 9 Uhr Abends, bei einer Leuchte die Bündel leise von den Bäumen weg, und schüttelte sie über dem Kessel, wodurch nicht selten zwei gute Hände voll Ohrwürmer an jedem Abend getödtet wurden. Morgens fanden sich nur noch einzelne Thiere zwischen dem Wurzelkraute, Abends aber desto mehrere, wenn die Bündel schon mehrmals gebraucht und etwas welk waren, indem der Ohrwurm sich immer gern dahin zieht, wo er selbst und seine Genossen schon früher gewesen sind. Im nächsten Frühlinge suchte ich schon die jungen Ohrwürmer zu zerstören, solange sie in der Erde noch nesterweise beisammen lebten, und ließ deßhalb die Erde an Planken und Gebäuden langsam und flach umgraben und die gewöhnlich in ziemlicher Zahl (oft gegen 100) zu Tage kommenden jungen Ohrwürmer tödten, wobei ich bemerkte, daß bis gegen Johannis hin immer noch ein ober mehrere Alte bei den jungen Thieren waren. Auch ließ der Umstand, daß es bis gegen Johannis nicht selten noch Nester von ganz kleinen Ohrwürmern gab, während die erste Brut schon mehr herangewachsen war und sich nicht in die Erde verkroch, sondern schon Schlupfwinkel über der Erde suchte, mich glauben, daß der Ohrwurm wahrscheinlich mehrmals in demselben Frühlinge Eier legt. War aber auch auf diese Weise eine nicht geringe Zahl von Ohrwürmern schon jung zerstört, so bemerkte ich doch bald, daß diese Thiere im Garten noch sehr häufig waren, da ein warmer Frühling ihrer Vermehrung wieder sehr günstig gewesen war, denn nur größere Nässe schon im Mai vermindert, nach meinen Wahrnehmungen ihre Zahl; jedoch scheinen die Einflüsse der Witterung umfassendere Zerstörungen unter ihnen fast nie herbeizuführen. Des Abends mit der Leuchte auf ihren Fang auszugehen war zu umständlich, und mußte Bedacht darauf genommen werden, Dinge aufzufinden, in welchen sie sich gegen Morgen in größerer Zahl, als in Schweinsklauen oder aufgehängten Blumentöpfchen, verkriechen möchten, um sie bei Tage zerstören zu können. Der Zufall ließ mich bald entdecken, daß sie in beträchtlicher Zahl in das Geflechte alter Unkrautskörbe, mit etwas breitem Geflechte (aus gespaltenen Weidenruthen) sich verkrochen, und ebenso in größerer Zahl zwischen alten Zeuglappen saßen, die etwas länger auf oder in Stachelbeerbüschen oder anderem Gebüsch gehangen hatten. Es wurden daher möglichst viele alte Körbe zusammengebracht und an verschiedenen Stellen des Gartens hingestellt, namentlich auch in der Nähe von Gebüschen und zwischen dem heranreifenden Spinat, indem ich wahrnahm, daß in diesem die Ohrwürmer sich vorzüglich häufig aufhielten. Hatten die Körbe einige Tage an ihrer Stelle ruhig gestanden, so wurden sie Morgens auf einem freieren und ebenen Flecke im Garten mehrmals gegen die Erde gestoßen, wornach die ganze Erde oft mit Ohrwürmern so bedeckt war, daß mehrere Personen die Füße kaum geschwind genug rühren konnten, um die Thiere zu zertreten, ehe sie entkamen. Das Zertreten wurde dadurch erleichtert, daß die Thiere in der großen Mehrzahl stets auf den nächsten dunkeln Gegenstand, das Haus, das nächste Gebüsch, zuliefen. Selbst beim zweiten und dritten wiederholten Aufstoßen der Körbe auf die Erde bedeckte sich diese immer noch mit zahlreichen Ohrwürmern, und waren die Körbe erst einmal ein Schlupfwinkel vieler Ohrwürmer gewesen

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_386.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)