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Notizen über die Dauerhaftigkeit mehrerer Kernobstsorten.
Vom Herrn Gutsbesitzer Hoverbeck zu Queetz bei Gutstadt in Ostpreußen.

Durch meinen verehrten Freund, Herrn Garten-Inspektor Lucas, bin ich aufgefordert worden, meine in diesem Jahre gemachten Erfahrungen in Bezug auf die Dauerhaftigkeit verschiedener Kernobstsorten hier mitzutheilen. Alle diese Sorten habe ich durch denselben aus der Hohenheimer Baumschule bezogen, und durch seine Güte habe ich auch noch in diesem Jahre alle neueren Notizen in Bezug auf diese Sorten, Synonyme etc. erhalten, so daß ich hoffen kann, nur richtig benannte Sorten aufzuführen, denen ich jedesmal die Nummer der Hohenheimer Baumschule beigefügt habe. Die meisten dieser Sorten erhielt ich in den Jahren 1849–51; glücklicherweise konnte ich aber erst in diesem Winter umfassende Beobachtungen über ihre verschiedene Dauerhaftigkeit machen, da in den vorhergehenden Wintern nur verhältnißmäßig wenige Sorten gelitten hatten, welche in den Anmerkungen erwähnt werden sollen. Fast alle Sorten sind an drei verschiedenen Orten beobachtet, nämlich

1) in meiner älteren Baumschule, mit dunkelbraunem, reichem Lehmboden, übrigens ohne Dünger. Hier haben sich alle Sorten am schlechtesten gehalten.
2) in meiner neuen, auf freiem Felde angelegten Baumschule. Der Boden ist ein gesunder Lehm, für Weizen und Klee geeignet, im mittleren Kulturzustande, aber ebenfalls ungedüngt;
3) in einem nur für Zwergbäume bestimmten Sortengarten, in freier Lage, nur mit etwas Schutz von Norden. Ein Theil des geringeren Wirthschaftsobstes fehlt jedoch darin. Der Boden ist milder Lehm, und die Bäume waren im vorigen August mit Jauche gedüngt.

Das Verhalten der Sorten an jedem von diesen drei Orten (von manchen noch an einer vierten und fünften Stelle) ist besonders notirt, und nachdem jetzt im Juli noch eine Nachrevision stattgefunden, die sich übrigens als sehr nöthig zeigte, hieraus der Durchschnitt gezogen. Ueber die Witterung dieses wahrhaften Prüfungswinters ist noch zu bemerken, daß derselbe ungewöhnlich früh, etwa am 10. November, mit Frost und starkem Schnee eintrat. Das Jahr 1854 war hier ein sehr nasses, die Bäume daher noch in vollem Saft und mit allen Blättern versehen, die sie nur nach und nach verloren. Der Winter blieb ziemlich gleichmäßig und wurde im Januar und Februar sehr kalt, bis 22, ja 26° R.[WS 1] Es ist somit dieser Winter als einer der härtesten zu betrachten, die selbst in unserer nördlichen Provinz vorgekommen sind, und besonders gefährlich durch das plötzliche Eintreten. Obstsorten, die denselben gut überstanden, haben hoffentlich vom hiesigen Klima nichts zu fürchten, so wie auch manche Sorten, die gelitten haben, für uns doch noch anbauwürdig sein mögen, da z. B. die hier seit vielen Jahren eingebürgerte Beurré blanc (Weiße Herbst-Butterbirn) ebenfalls sehr gelitten hat, obwohl sie sonst hier recht gut gedeiht. – Die genannten Sorten sind in acht Abtheilungen gebracht, je nach dem Grade ihre Dauerhaftigkeit. Für unser Klima dürften die drei ersten Abtheilungen zu Hochstamm, die drei folgenden nur als Zwergbaum, die beiden letzten wohl gar nicht geeignet sein.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. = −27,5 und −32,5 °C
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_413.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)